16.11.2024
Fahrermangel bedroht Weihnachtsgeschäft

Der Mangel an LKW-Fahrern in Deutschland verschärft sich und könnte zu erheblichen Lieferengpässen im bevorstehenden Weihnachtsgeschäft führen. Wie der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik Entsorgung (BGL) berichtet, fehlen aktuell bundesweit rund 100.000 LKW-Fahrer. Diese alarmierende Zahl könnte laut BGL-Verbandspräsident Dirk Engelhardt, wie die "Bild"-Zeitung berichtet, dazu führen, dass Warenlieferungen und Pakete verspätet bei Händlern und Kunden ankommen. Engelhardt warnt sogar vor „britischen Verhältnissen“, in Anlehnung an die leeren Supermarktregale, die Großbritannien im Sommer 2021 aufgrund von Brexit und Corona erlebte.

Die Situation wird sich laut Engelhardt in naher Zukunft nicht verbessern. „Jedes Jahr verlieren wir weitere 15.000 Fahrer“, erklärte er. Über 30.000 LKW-Fahrer gehen jährlich in Rente, während lediglich 15.000 bis 17.000 neue Fahrer ausgebildet werden. Diese Entwicklung, die auch von anderen Medien wie ntv aufgegriffen wurde, verschärft den Fahrermangel zusätzlich.

Zu den Herausforderungen der Branche zählt auch die steigende Zahl an Insolvenzen von Speditionen und Transportunternehmen. Wie der BGL berichtet, stieg die Zahl der Insolvenzen in diesem Jahr um zwölf Prozent im Vergleich zu 2023. Engelhardt sieht die Politik in der Mitverantwortung und kritisiert die hohen Mautgebühren. "Wir zahlen 84 Prozent mehr Maut als noch vor einem Jahr", so Engelhardt. Die deutschen Speditionen zahlten in diesem Jahr 15 Milliarden Euro Maut, davon 7,6 Milliarden Euro CO2-Aufschlag. Die Gewinnmargen der Branche liegen aktuell bei 0,1 bis 1,5 Prozent.

Nicht nur der BGL schlägt Alarm. Auch Logistik-Experte Gunnar Gburek, Head of Business Affairs bei Timocom, warnt vor den Folgen des Fahrermangels für das Weihnachtsgeschäft. Wie die Lebensmittel Praxis berichtet, rechnet Gburek mit deutlich höheren Preisen und Lieferproblemen im Einzelhandel. Er sieht einen Kampf des Handels um Transportkapazitäten voraus, ausgelöst durch zunehmende Unternehmensinsolvenzen und Geschäftsaufgaben im Transportsektor. Der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) bestätigt diesen Trend grundsätzlich, während der Handelsverband Deutschland (HDE) entwarnt und keine besonderen Engpässe erwartet.

Gburek beobachtet seit Jahresbeginn eine konstant hohe Nachfrage nach Transportkapazitäten auf dem Spotmarkt, bei gleichzeitig sinkendem Angebot. Das Transportbarometer von Timocom zeige seit Jahresbeginn ein Verhältnis von mindestens 70 Prozent Nachfrage zu 30 Prozent Angebot, teilweise sogar 90 Prozent zu 10 Prozent. Diese anhaltende Diskrepanz sei ungewöhnlich, so Gburek. Normalerweise gebe es solche Spitzen nur zu Ostern oder Weihnachten. Der Experte führt die hohe Nachfrage nicht auf eine positive Wirtschaftsentwicklung zurück, sondern auf den Kapazitätsabbau vieler Spediteure, die nun auf dem freien Markt zukaufen müssen. Auch kleinere Frachtführer bauen ihre Kapazitäten ab, was die Situation zusätzlich verschärft.

Die Mitteldeutsche Zeitung berichtet ebenfalls über die Warnungen der Logistiker vor Lieferengpässen im Weihnachtsgeschäft. Dirk Engelhardt vom BGL betont, dass die pünktliche Lieferung der Geschenke nicht gesichert sei. Er rät Verbrauchern, ihre Weihnachtspost besonders früh zu erledigen. Auch regionale Speditionen bestätigen die angespannte Lage. Die Spedition Finsterwalder aus Halle plant, ihren Fuhrpark aufzustocken, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Trotz der Herausforderungen rechnet der Handelsverband Deutschland mit einem Umsatzplus von 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr für November und Dezember.

Die B.Z. Berlin berichtet ebenfalls über den drohenden Fahrermangel und die damit verbundenen Lieferengpässe. BGL-Chef Engelhardt warnt vor „britischen Verhältnissen“ mit leeren Regalen. Er kritisiert die hohen Mautgebühren in Deutschland und die bürokratischen Hürden, die es erschweren, Aushilfskräfte wie Rentner oder Studenten zu beschäftigen. Engelhardt rät Verbrauchern, rechtzeitig zu bestellen und Pakete früher als sonst abzuschicken.

FFH berichtet ebenfalls über die Warnungen der Logistikbranche. Der BGL befürchtet Lieferengpässe im Weihnachtsgeschäft aufgrund von knappen LKW-Kapazitäten. Insolvenzen und der anhaltende Fahrermangel verschärfen die Situation. Der BGL rät, die Weihnachtspost frühzeitig zu verschicken, um Verzögerungen zu vermeiden.

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