Auch 20 Jahre nach dem Tod von Oury Jalloh, einem Asylbewerber aus Sierra Leone, der am 7. Januar 2005 in einer Dessauer Polizeizelle verbrannte, bleiben viele Fragen offen. Wie die Zeit berichtet, forderten am 20. Todestag Hunderte Demonstranten die Wiederaufnahme der Ermittlungen. Diese Forderung wird auch von der Linkspartei in Sachsen-Anhalt unterstützt, die laut dpa Sachsen noch viele Ungereimtheiten sieht.
Jalloh, der zum Zeitpunkt seines Todes betrunken und unter Drogeneinfluss stand, war in der Zelle an Händen und Füßen gefesselt. Nach zwei Prozessen kam die Justiz zu dem Schluss, dass Jalloh sich selbst angezündet habe. Diese offizielle Version wird von Familie, Freunden und verschiedenen Initiativen entschieden zurückgewiesen. Sie argumentieren, dass Jalloh ermordet wurde und werfen der Polizei Vertuschung und Missstände vor, wie auch eine stern-Reportage darlegt.
Obwohl ein Polizist wegen fahrlässiger Tötung verurteilt und die Selbstmordthese vom Bundesgerichtshof 2014 bestätigt wurde, blieben die Ermittlungen zunächst bestehen, führten jedoch zu keinem Ergebnis. Ein Sonderbericht des Landtags von Sachsen-Anhalt aus dem Jahr 2020 kritisierte Fehler und rechtswidrige Maßnahmen der Polizei. Am 20. Todestag von Jalloh gedachten rund 700 Demonstranten dem Verstorbenen, wie die Mitteldeutsche Zeitung berichtet.
Die sechsteilige ARD-Dokumentation "Warum verbrannte Oury Jalloh?" in der Mediathek rollt den Fall erneut auf und sucht nach Antworten. MiGAZIN berichtet, dass in der Dokumentation unter anderem Freunde Jallohs, Anwälte, Gutachter und erstmalig ein leitender Beamter des Dessauer Polizeireviers zu Wort kommen. Die Dokumentation beleuchtet Versäumnisse, Widersprüche und Zweifel an der offiziellen Darstellung und untersucht auch die Frage nach möglichem Staatsversagen.
Die Klage der Familie Jalloh vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wurde aufgrund einer Fristversäumnis abgewiesen. Der Fall Jalloh bleibt, wie die Zeit schreibt, auch 20 Jahre nach seinem Tod eine offene Wunde und belastet das Vertrauen in die deutschen Behörden. Die Forderung nach Aufklärung und Gerechtigkeit besteht weiterhin.
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