Der FC St. Pauli hat ein deutschlandweit einzigartiges Finanzierungsmodell im Profifußball gestartet: eine Genossenschaft. Wie die Zeit berichtet, wurde das Projekt mit einer Feier im Millerntor-Stadion, unter Anwesenheit von Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), offiziell eingeläutet. Vereinspräsident Oke Göttlich betonte die Bedeutung der Mitbestimmung für den FC St. Pauli und rief dazu auf, "Geschichte zu schreiben". Tschentscher lobte die Idee als "genial" und passend zum Verein.
Der offizielle Verkaufsstart der Anteile begann am Sonntag. Die neu gegründete "Football Cooperative Sankt Pauli" (FCSP eG) soll sich mehrheitlich an der Stadiongesellschaft beteiligen, wodurch Anteilseigner zu Mitbesitzern des Millerntor-Stadions werden. Ein Anteil kostet 850 Euro, inklusive 100 Euro Gebühren. Der Verein strebt an, 30 Millionen Euro durch den Verkauf einzunehmen. Dieses Finanzierungsmodell gilt als krisensicher und demokratisch. Göttlich betonte gegenüber der dpa, dass die Genossenschaft den Verein handlungsfähiger mache und eine neue Idee im Profifußball etablieren solle.
Ein zentraler Aspekt der Genossenschaft ist die demokratische Struktur: Jeder Anteilseigner hat unabhängig von der Anzahl seiner Anteile nur eine Stimme. Dies unterscheidet sich deutlich von anderen Wirtschaftsformen im Profifußball wie AG, GmbH oder KGaA. Auch innerhalb der Mannschaft gibt es Interesse an der Beteiligung. Trainer Alexander Blessin und Kapitän Jackson Irvine haben laut der Süddeutschen Zeitung bereits angekündigt, Anteile zu zeichnen.
Mit den Einnahmen aus dem Anteilsverkauf plant der FC St. Pauli, bestehende Darlehen für das Stadion und Corona-Kredite zurückzuzahlen. Darüber hinaus sollen Investitionen in die Modernisierung des Stadions, das Nachwuchsleistungszentrum, die Erweiterung der Trainingsanlage an der Kollaustraße und die Förderung des Frauenfußballs fließen. Die Entschuldung soll dem Verein mehr finanzielle Flexibilität verschaffen und bessere Konditionen bei Banken ermöglichen.
Der FC St. Pauli setzt mit diesem Schritt ein Zeichen im deutschen Profifußball. Die Genossenschaft ermöglicht eine breitere Beteiligung der Fans und Mitglieder am Verein und bietet eine alternative Finanzierungsform, die auf demokratischen Prinzipien basiert. Es bleibt abzuwarten, ob dieses Modell auch von anderen Vereinen aufgegriffen wird und sich langfristig etabliert. Wie der Tagesspiegel berichtet, ist das Interesse an der Genossenschaft groß, und der FC St. Pauli hat ein Support-Center eingerichtet, um Fragen und Probleme zu beantworten.
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