18.10.2024
Frank Schätzing und das mittelalterliche Europa in Helden

Frank Schätzings neuer Roman „Helden“ entführt die Leser in das Europa des 14. Jahrhunderts, eine Ära tiefgreifender Veränderungen und aufkeimender Globalisierung. Im Zentrum der Handlung steht Jacop von der Nuet, ein junger Mann aus Köln, der sich auf eine abenteuerliche Reise durch die damals bekannte Welt begibt.

Das Mittelalter, so betont Markus Steinmayr in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, habe in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Renaissance in der Populärkultur erfahren. Ob in historischen Romanen, Fantasy-Epen oder Fernsehserien – die Faszination für diese Epoche scheint ungebrochen. Schätzings Werk reiht sich in diesen Trend ein, doch der Autor wählt einen unkonventionellen Ansatz.

Anstatt die üblichen Klischees von Rittern und Burgfräulein zu bedienen, rückt Schätzing die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbrüche des Spätmittelalters in den Fokus. Jacop, Waise und auf der Suche nach seinem Platz in der Welt, wird zum Sinnbild für die aufstrebende Kaufmannsklasse, die durch Handel und Wandel zu Wohlstand und Einfluss gelangt.

Seine Odyssee führt ihn von den pulsierenden Kontoren Kölns über die Alpenpässe bis in die Lagunenstadt Venedig, ein Schmelztiegel der Kulturen und Drehkreuz des Fernhandels. Auf seiner Reise begegnet Jacop einer Vielzahl von Figuren, die die damalige Gesellschaft widerspiegeln: skrupellose Händler, fromme Mönche, intrigante Adlige und mutige Frauen, die sich den Zwängen ihrer Zeit widersetzen.

Schätzing verwebt historische Fakten gekonnt mit fiktiven Elementen und zeichnet ein lebendiges Bild des mittelalterlichen Lebens. Er beleuchtet die Macht der Hanse, die Gefahren der Pest und die aufkeimenden Konflikte zwischen den Religionen. Dabei gelingt es ihm, die Vergangenheit mit der Gegenwart zu verknüpfen und Bezüge zu aktuellen Themen wie Globalisierung, Migration und dem Kampf um Ressourcen herzustellen.

„Helden“ ist mehr als nur ein historischer Roman. Es ist ein Werk, das zum Nachdenken anregt und die Leser dazu einlädt, die eigene Zeit aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Schätzing zeigt, dass das Mittelalter nicht nur eine Epoche der Dunkelheit und des Aberglaubens war, sondern auch eine Zeit des Aufbruchs und der Innovation, in der die Grundlagen für die moderne Welt gelegt wurden.

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