19.10.2024
Die Frankfurter Nationalversammlung 1849: Ein Schlüsselereignis der deutschen Demokratiegeschichte

Die Frankfurter Nationalversammlung 1849: „Auf! Auf! Schmach! Schmach über Euch!“ - Ein Wendepunkt in der Deutschen Geschichte

Das Jahr 1848/49 markierte einen Wendepunkt in der deutschen Geschichte. Die Märzrevolution hatte die deutschen Staaten erfasst und die Forderung nach Freiheit, Einheit und Demokratie lautstark auf die politische Bühne gebracht. Inmitten dieser turbulenten Zeit trat die Frankfurter Nationalversammlung zusammen, um eine Verfassung für ein geeintes Deutschland zu schaffen. Doch der Weg zur Einheit war steinig und von Konflikten geprägt, die sich im Ausruf „Auf! Auf! Schmach! Schmach über Euch!“ widerspiegelten.

Die Nationalversammlung: Hoffnungsträger der deutschen Einheit

Am 18. Mai 1848 trat die Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche zusammen. Erstmals in der deutschen Geschichte sollten frei gewählte Abgeordnete eine Verfassung für ein geeintes Deutschland erarbeiten. Die Stimmung war euphorisch, die Hoffnungen groß. Die Abgeordneten, darunter viele Professoren, Juristen und Schriftsteller, repräsentierten ein breites Spektrum liberaler und demokratischer Ideen.

Streitpunkte und Konflikte: Der Weg zur Verfassung

Doch schon bald zeigten sich erste Risse in der Einigkeit der Nationalversammlung. Die Frage nach der zukünftigen Staatsform spaltete die Abgeordneten. Sollten die deutschen Einzelstaaten in einem föderalen System vereint werden oder eine starke Zentralgewalt erhalten? Auch die Rolle der Monarchie wurde kontrovers diskutiert. Während einige Abgeordnete eine konstitutionelle Monarchie nach britischem Vorbild anstrebten, forderten andere eine Republik.

Die Ablehnung der Kaiserkrone durch Friedrich Wilhelm IV.

Ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte der Nationalversammlung war die Ablehnung der Kaiserkrone durch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. im April 1849. Die Nationalversammlung hatte die Krone Friedrich Wilhelm IV. angetragen, in der Hoffnung, die deutschen Staaten unter preußischer Führung zu einen. Doch der König lehnte ab, da er die Krone „aus der Gosse“ nicht annehmen wollte. Er misstraute der demokratischen Bewegung und fürchtete einen Machtverlust. Diese Ablehnung löste Empörung und Enttäuschung unter den Anhängern der Nationalversammlung aus. Der Traum von einem geeinten, demokratischen Deutschland schien in weite Ferne gerückt.

Die Reichsverfassungskampagne und ihr Scheitern

Trotz des Rückschlags durch die Ablehnung der Kaiserkrone gaben die Anhänger der Nationalversammlung nicht auf. In vielen Teilen Deutschlands formierte sich Widerstand gegen die restaurativen Kräfte. Die Reichsverfassungskampagne, die die Durchsetzung der von der Nationalversammlung verabschiedeten Verfassung zum Ziel hatte, scheiterte jedoch am Widerstand der deutschen Fürsten und an der mangelnden Unterstützung in der Bevölkerung. Im Juni 1849 wurde die Nationalversammlung gewaltsam aufgelöst. Die Revolution war gescheitert.

„Auf! Auf! Schmach! Schmach über Euch!“ - Ein Ausruf der Enttäuschung und des Zorns

Der Ausruf „Auf! Auf! Schmach! Schmach über Euch!“ steht exemplarisch für die Enttäuschung und den Zorn, die viele Menschen nach dem Scheitern der Revolution empfanden. Die Hoffnungen auf ein freies, geeintes Deutschland waren zerstört worden. Die deutschen Staaten blieben gespalten, die Fürsten hielten an ihrer Macht fest. Die Revolution von 1848/49 war zwar gescheitert, doch sie hatte wichtige Impulse für die deutsche Demokratiebewegung gesetzt. Die Forderung nach Freiheit, Einheit und Demokratie sollte die deutsche Geschichte auch in den folgenden Jahrzehnten prägen.

Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung

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