17.11.2024
Frühbronzezeitliche Siedlung in Döbeln entdeckt

Archäologische Sensation in Döbeln: Bronzezeitliche Siedlung entdeckt

In Döbeln, Landkreis Mittelsachsen, haben Archäologen eine bedeutende Entdeckung gemacht: Mitten in einer jungsteinzeitlichen Siedlung stießen sie auf die Überreste einer frühbronzezeitlichen Ansiedlung. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, übertrifft der Fund die Erwartungen der Forscher bei Weitem.

Grabungsleiter Thomas Lukas erklärte gegenüber der dpa: "Anhaltspunkte gab es bereits, doch die bronzezeitliche Siedlung ist viel größer, als angenommen. Bislang kannten wir nur ein Haus aus dieser Zeit, aber jetzt wurden in etwa 50 bis 60 Metern Entfernung weitere Gruben entdeckt." Die Siedlung wird auf ein Alter von rund 4000 Jahren geschätzt und gehört zur Aunjetitzer Kultur, der Epoche, aus der auch die berühmte Himmelsscheibe von Nebra stammt.

In einer der Gruben entdeckten die Archäologen mehrere Keramikstücke und einen Mahlstein mit einem Durchmesser von 40 Zentimetern. "Außerdem gab es große Brandlehmfragmente, die auf verbrannten Putz von einem Ofen oder einem Haus hindeuten", so Lukas gegenüber der dpa.

Die jungsteinzeitliche Siedlung, in deren Mitte die bronzezeitlichen Funde lagen, hat ebenfalls bemerkenswerte Funde hervorgebracht. 50 Häusergrundrisse wurden freigelegt, dazu zahlreiche Speichergruben und Gruben, aus denen Lehm gewonnen wurde. Über 30.000 Keramikscherben, rund 7000 Feuerstein-Objekte, rund 500 Mahlsteinfragmente, 200 Steinbeile und Steinäxte sowie 250 Schleifsteine konnten geborgen werden.

Zeugnisse zweier Kulturen

Die jungsteinzeitliche Siedlung dokumentiert den Übergang von der Linienband- zur Stichbandkultur zwischen dem 6. und 5. Jahrtausend v. Chr., wie Lukas erläutert. Dieser Übergang zeigt sich nicht nur in der Verzierung der Keramik, sondern auch in der Architektur der Häuser. Während in der Linienbandkeramik ein Innengerüst aus Pfosten die Dachkonstruktion trug, wurde dieses in der Stichbandkeramik lockerer gestaltet, mit größerem Abstand zwischen den Innenpfosten. Dies ermöglichte mehr Platz in den Häusern.

Slawisches Gräberfeld mit seltener Perle

Neben den jung- und bronzezeitlichen Funden wurde auch ein slawisches Gräberfeld aus dem 10./11. Jahrhundert mit 35 Körpergräbern entdeckt. Als einzige Beigabe fand sich eine blau schimmernde Klarglasperle, verziert mit weiß-gelblichen Rauten. "Es ist die am weitesten westlich gefundene Perle dieser Art", erklärte der Archäologe gegenüber der dpa. "Diese Perlen kommen sonst nur im Osten, in Warschau oder Krakau vor." Hergestellt wurden diese Perlen im byzantinischen Konstantinopel und gelangten über Handelswege nach Osteuropa.

Hotelbau auf historischem Boden

Die Ausgrabungen bei Döbeln-Gärtitz finden seit 2021 im Vorfeld des Baus eines Erlebnisdorfes statt. Die aktuellen Grabungen erfolgen im Vorfeld eines Hotelbaus. Ausgerechnet an der Stelle, wo das Hotel entstehen soll, befand sich das größte steinzeitliche Langhaus der Siedlung mit 30 Metern Länge und sieben Metern Breite. "Das Areal ist der größte ausgegrabene jungsteinzeitliche Fundplatz in Mittelsachsen", so Lukas.

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