21.10.2024
Führungskrise beim FC Bayern: Machtkampf vor Vertragsentscheidung

Machtkampf beim FC Bayern: Der große Wurf

Es gibt beim FC Bayern ein untrügliches Indiz dafür, wann ein Thema die Teppichetage an der Säbener Straße verlassen und den sogenannten Rasen erreicht hat: Wenn es am Spieltag von jemandem aufgegriffen wird, über den Uli Hoeneß einst die legendäre Sentenz verfasste, er werde beim FC Bayern für ebenjenen Rasen niemals zuständig sein und, „solange ich und der Kalle Rummenigge etwas zu sagen haben, nicht mal Greenkeeper im neuen Stadion“. So geschehen am vergangenen Wochenende, als Sportvorstand Max Eberl vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart auf einen Bericht des „Manager Magazins“ angesprochen wurde, wonach es vor drei Jahren einen Disput zwischen Vorstandschef Jan-Christian Dreesen und einer Mitarbeiterin gegeben haben soll. Dreesen soll die Frau demnach beleidigt und mit einer Zeitschrift beworfen haben. Eberl bestätigte den Vorfall indirekt mit den Worten: „Ich habe damit nicht gerechnet, ich kenne die Vorfälle nicht. Die liegen weit zurück.“

Dass diese „in Insider-Kreisen längst bekannte Geschichte“ ausgerechnet jetzt publik wird, kurz bevor auf der Aufsichtsratssitzung am 11. November über eine Vertragsverlängerung mit Dreesen entschieden werden soll, ist natürlich kein Zufall. Es ist ein Indiz dafür, dass der Machtkampf beim FC Bayern, der seit Monaten hinter den Kulissen tobt, nun immer offener ausgetragen wird. Auf der einen Seite steht Dreesen, der im Mai 2023 als Nachfolger von Oliver Kahn den Vorstandsvorsitz übernommen hatte und dessen Vertrag im Sommer 2025 ausläuft. Auf der anderen Seite stehen Teile des Aufsichtsrats, allen voran Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, die mit Dreesens Arbeit offenbar nicht zufrieden sind.

Einer der Hauptkritikpunkte ist die verpatzte Auktion der TV-Rechte für die Bundesliga, an der Dreesen als Präsidiumsmitglied der Deutschen Fußball Liga (DFL) beteiligt war. Die DFL hatte den Pay-TV-Sender Sky den Zuschlag erteilt, obwohl der Streamingdienst DAZN mehr Geld geboten hatte. Ein Schiedsgericht entschied daraufhin, dass die Auktion wiederholt werden muss. Der Bayern-Aufsichtsrat, darunter Hoeneß und Rummenigge, forderte in einem empörten Brief an die DFL Aufklärung, warum die Auktion so schiefgelaufen war. Unterschrieben war der Brief von Finanzchef Michael Diederich, was von Insidern als Affront gegen Dreesen gewertet wurde. Demnach soll Dreesen vom Verein nahegelegt worden sein, seinen DFL-Posten an Diederich abzugeben, was er aber abgelehnt habe.

Die Causa um den Zeitschriftenwurf dürfte bei der Entscheidung über Dreesens Zukunft wohl keine große Rolle spielen. Zum einen liegt der Vorfall, so er sich denn so zugetragen hat, schon einige Jahre zurück. Zum anderen wurde die Angelegenheit intern untersucht und die Mitarbeiterin arbeitet inzwischen nicht mehr beim FC Bayern. Es ist also davon auszugehen, dass der Verein die Angelegenheit für erledigt betrachtet.

Dennoch ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung des „Manager Magazin“-Berichts brisant. Er zeigt, dass es beim FC Bayern noch immer rumort und dass der Machtkampf zwischen Dreesen und Teilen des Aufsichtsrats noch lange nicht entschieden ist. Es ist gut möglich, dass die Causa um den Zeitschriftenwurf nur der Auftakt zu einer Schlammschlacht ist, die in den kommenden Wochen und Monaten noch für einige Schlagzeilen sorgen dürfte.

Source: https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-dreesen-zeitschrift-mitarbeiterin-vorstand-aufsichtsrat-lux.GWD39zkQhTr68Kuh8R9Xqb

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