19.10.2024
Galeria: Ein neuer Anfang im deutschen Einzelhandel

Warenhäuser: Die Firmennamen Kaufhof und Karstadt sind Geschichte

Die deutschen Innenstädte erlebten über viele Jahrzehnte hinweg eine prägende Entwicklung durch die Warenhäuser Kaufhof und Karstadt. Diese beiden Namen sind nun Geschichte, da sie aus dem Firmennamen des letzten großen Warenhauskonzerns in Deutschland, Galeria, gestrichen wurden. Mit Wirkung zum 1. August 2024 hob das Amtsgericht in Essen das Insolvenzverfahren auf, welches im Januar 2024 begonnen hatte. Dies ermöglicht dem Unternehmen einen Neuanfang.

Neuer Firmenname und Eigentümer

Der neue Name des Unternehmens ist ab sofort Galeria, nachdem zuvor Galeria Karstadt Kaufhof verwendet wurde. Dieser Name war das Resultat einer Fusion der beiden ehemals konkurrierenden Unternehmen im Jahr 2018, die jedoch nicht die erhoffte Stabilität bringen konnte. Der Weg für die Sanierung und die Rettung des Handelsriesen wurde bereits Ende Mai 2024 durch die Zustimmung der Gläubiger zum Insolvenzplan geebnet.

Zusätzlich zu der Namensänderung hat das Unternehmen auch neue Eigentümer. Die US-Investmentgesellschaft NRDC und eine Beteiligungsfirma des Unternehmers Bernd Beetz haben die Kontrolle über die Galeria S.à r.l. & Co. KG übernommen. Das französische Kürzel „S.à r.l.“ steht für „Société à responsabilité limitée“, was einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung entspricht. Der Mutterkonzern Naboo Holdings S.à r.l. hat seinen Sitz in Luxemburg.

Filialen und Beschäftigte

Aktuell betreibt Galeria 92 Filialen in Deutschland. Bis Anfang September 2024 soll diese Zahl jedoch auf 83 reduziert werden. Vor vier Jahren betrieb das Unternehmen noch 171 Filialen, was die drastischen Einschnitte verdeutlicht. Die Anzahl der Beschäftigten wird künftig bei etwa 12.000 liegen, was ebenfalls einen Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren darstellt.

Olivier Van den Bossche, der neue Geschäftsführer von Galeria, zeigt sich optimistisch hinsichtlich der Zukunft des Unternehmens. Er betont, dass sich Galeria auf seine Kernkompetenzen als Warenhaus konzentrieren werde. So wurde entschieden, die Galeria-Reisebüros abzustoßen, um sich voll und ganz auf das Warenhausgeschäft zu fokussieren. Die verbleibenden Filialen sollen modernisiert werden, um eine ansprechende Einkaufsatmosphäre und ein ideales Einkaufserlebnis zu schaffen, wie Van den Bossche erläuterte.

Die Geschichte von Kaufhof und Karstadt

Die Wurzeln der Kaufhausketten Kaufhof und Karstadt reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Im Jahr 1879 eröffnete der Kaufmann Leonhard Tietz in Stralsund ein Textilgeschäft, welches den Grundstein für das spätere Kaufhof-Imperium legte. Zwei Jahre später, 1881, gründete Rudolph Karstadt in Wismar sein erstes Geschäft. Beide Unternehmen wuchsen schnell und eröffneten zahlreiche Filialen. Der Aufschwung setzte sich bis zur Jahrhundertwende fort, gefolgt von einem Boom zwischen den Weltkriegen und einer Renaissance im Westdeutschland der Nachkriegszeit.

In den 1980er Jahren begannen die Geschäfte jedoch schwieriger zu werden, und ab den 1990er Jahren verschärfte sich die Situation weiter. Mehrere Marktfusionen führten 1994 zur Übernahme von Horten durch Kaufhof und zur Fusion der Karstadt AG mit der Hertie-Gruppe. Dies reduzierte die Anzahl der großen Warenhausketten in Deutschland erheblich.

Im Jahr 1996 fusionierte die Kaufhof AG mit Metro Cash & Carry, und es entstand ein Einzelhandelsgigant mit einer Vielzahl von Marken unter einem Dach. Auch die Fusion von Karstadt mit dem Versandhaus Quelle im Jahr 1999 zur KarstadtQuelle AG stellte einen bedeutenden Wendepunkt dar. Das neu entstandene Unternehmen zählte über 116.000 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von 32,5 Milliarden D-Mark.

Wirtschaftliche Herausforderungen

In den folgenden Jahren sahen sich beide Unternehmen jedoch mit erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert. Die erste große Erschütterung kam im Jahr 2000, als der Karstadt-Boss Walter Deuss nach 18 Jahren das Handtuch warf. Sein Nachfolger Wolfgang Urban konnte den Niedergang nicht aufhalten und kündigte massive Stellenstreichungen an. Die Idee einer Fusion mit Kaufhof zur „Deutschen Warenhaus AG“ scheiterte an mangelndem wirtschaftlichem Druck.

Im Juni 2004 übernahm Christoph Achenbach die Führung, doch auch er war mit tiefroten Zahlen konfrontiert. Es folgten Verkäufe von Einzelhandelsketten und die Schließung zahlreicher Filialen. Die Situation eskalierte weiter, und im April 2005 übernahm der umstrittene Manager Thomas Middelhoff das Ruder, der die Verkäufe weiter vorantreiben sollte. Trotz diverser Sanierungsversuche konnte der Niedergang nicht gestoppt werden.

Der Ausblick auf die Zukunft

Die endgültige Streichung der Firmennamen Kaufhof und Karstadt aus dem Unternehmensnamen Galeria symbolisiert das Ende einer Ära im deutschen Einzelhandel. Die Herausforderungen der letzten Jahrzehnte haben die beiden einst mächtigen Marken stark geschwächt. Der Neuanfang unter dem Namen Galeria könnte jedoch eine Chance darstellen, um sich in einem sich verändernden Marktumfeld neu zu positionieren.

Die kommenden Monate und Jahre werden entscheidend dafür sein, ob Galeria die notwendigen Anpassungen erfolgreich umsetzen kann, um im Wettbewerb bestehen zu bleiben und die Traditionsmarke in eine positive Zukunft zu führen.

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