19.10.2024
Wunder der Natur: Die Rettung der Cantors Riesen-Weichschildkröte
In den Flusslandschaften Süd- und Südostasiens verbirgt sich eine Schildkröte, die so selten ist, dass ihre Sichtung fast an ein Wunder grenzt: die Cantors Riesen-Weichschildkröte, auch bekannt als Pelochelys cantorii. Diese Spezies, die aufgrund ihres flachen, glatten Panzers und ihres überwiegend im Sand verborgenen Lebensstils kaum zu entdecken ist, hat Wissenschaftler und Naturschützer gleichermaßen fasziniert. Kürzlich konnten Forscher in der indischen Region Kerala am Chandragiri-Fluss nicht nur Exemplare dieser Art aufspüren, sondern auch einen wichtigen Beitrag zu deren Erhaltung leisten. Die Cantors Riesen-Weichschildkröte, die mit einer Panzerlänge von bis zu einem Meter zu den größten Süßwasserschildkröten zählt, ist auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als "vom Aussterben bedroht" eingestuft. Ihr Lebensraum, der natürliche Flussläufe einschließt, ist durch menschliche Aktivitäten wie Habitatzerstörung und Verschmutzung stark bedroht. Hinzu kommt der Druck durch die Jagd, da das Fleisch der Schildkröte in einigen Regionen als Delikatesse gilt. In einer beispiellosen Entdeckung gelang es einem Forschungsteam, das von Veerappan Deepak vom Museum für Tierkunde der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Dresden und Francoise Cavada-Blanco von der University of Portsmouth angeführt wurde, nicht nur ein nistendes Weibchen in freier Wildbahn zu finden, sondern auch Eier aus überfluteten Nestern zu retten. Diese wurden sorgfältig ausgebrütet, und die geschlüpften Jungtiere konnten später erfolgreich in ihren natürlichen Lebensraum entlassen werden, was einen signifikanten Erfolg im Kampf um die Erhaltung dieser faszinierenden Spezies darstellt. Dieser Durchbruch war nur möglich durch die Einbindung der lokalen Dorfbewohner, die den Wissenschaftlern entscheidende Hinweise zum Aufenthaltsort der Schildkröten gaben. Die Forscher führten Interviews und nutzten das lokale Wissen, um die Nistplätze am Chandragiri-Fluss zu identifizieren. Die enge Zusammenarbeit zwischen den Forschern und der lokalen Bevölkerung zeigt, wie wichtig das traditionelle Wissen und die Unterstützung der Gemeinschaft für den Artenschutz sind. Die Cantors Riesen-Weichschildkröte führt ein zurückgezogenes Leben. Sie verbringt die meiste Zeit eingegraben im Flussbett, wo sie regungslos bleibt und nur ihre Augen und der Mund aus dem Sand ragen. Ihr Verhalten macht sie zu einem schwierigen Studienobjekt, da sie nur zweimal täglich zum Luftholen auftaucht. Die Tarnung dient zum Schutz vor Raubtieren, macht die Schildkröte jedoch auch anfällig für unbeabsichtigte Fänge durch Fischernetze. Der Erfolg dieses Projekts hat nicht nur die Hoffnung auf eine Stabilisierung des Bestands dieser seltenen Art geweckt, sondern könnte auch als Modell für den Schutz anderer bedrohter Flussbewohner dienen. Die Einrichtung einer Brut- und Aufzuchtstation in Zusammenarbeit mit den Dorfgemeinschaften ist in Planung, um die Population der Cantors Riesen-Weichschildkröte langfristig zu sichern. Das Überleben der Cantors Riesen-Weichschildkröte hängt entscheidend von der Erhaltung ihres natürlichen Lebensraums und der Bewusstseinsbildung der lokalen Bevölkerung für den Wert und die Schönheit dieser Spezies ab. Mit vereinten Kräften von Wissenschaft, lokaler Bevölkerung und Naturschützern besteht die Hoffnung, dass diese geheimnisvolle Schildkröte noch viele Generationen in den Flüssen Asiens zu Hause sein wird.
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