In einer Zeit zunehmender globaler Unsicherheit und neuer sicherheitspolitischer Herausforderungen, zeigt sich Großbritannien zunehmend interessiert an einer engeren Kooperation mit der Europäischen Union im Bereich der Verteidigung. Dieser Schritt wird von einigen Experten auf die nach dem Brexit entstandenen Fähigkeitslücken innerhalb der britischen Armee zurückgeführt.
Tatsächlich mehren sich die Bekundungen aus London, die eine engere Zusammenarbeit mit der EU und insbesondere mit Deutschland im Bereich der Sicherheits- und Verteidigungspolitik befürworten. So betonte der britische Außenminister David Lammy laut einem Bericht der FAZ die untrennbare Verbindung der Sicherheit Großbritanniens mit der der EU. Zuvor hatte Lammy als erster britischer Vertreter seit Jahren wieder am Europäischen Ministerrat teilgenommen.
Die neue Labour-Regierung unter Premierminister Keir Starmer strebt nach eigenen Angaben einen "Neustart" der Beziehungen zu Europa an. Ein engerer Schulterschluss mit der EU, insbesondere in den Bereichen Verteidigung, Sicherheit, Energie und Klima wird angestrebt. Die Unterzeichnung einer gemeinsamen Verteidigungserklärung ("Joint Defence Declaration") durch den deutschen Verteidigungsminister Boris Pistorius und seinen britischen Amtskollegen John Healey unterstreicht diese neue Entwicklung.
Die militärische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Großbritannien soll auf eine neue Grundlage gestellt werden. Als gemeinsame Ziele wurden die Stärkung der Rüstungsindustrie, die Verbesserung der europäischen Sicherheit und die Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland definiert. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Stärkung des europäischen Pfeilers innerhalb der NATO.
Großbritannien plant, sich dem Projekt zur gemeinsamen Entwicklung, Beschaffung und Produktion von weitreichenden Präzisionswaffen anzuschließen, an dem bisher Deutschland, Frankreich, Italien und Polen beteiligt sind. Dieses Projekt zielt darauf ab, bestehende Fähigkeitslücken zu schließen und die Kosten für alle Beteiligten zu senken.
Die Hinwendung Großbritanniens zu einer verstärkten militärischen Zusammenarbeit mit der EU könnte als ein Eingeständnis der durch den Brexit entstandenen Herausforderungen im Verteidigungsbereich interpretiert werden. Die neue Labour-Regierung scheint jedoch entschlossen, die entstandenen Lücken zu schließen und die Sicherheit des Landes durch eine enge Kooperation mit europäischen Partnern zu gewährleisten.
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