Die Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft gewinnt zunehmend an Bedeutung. Ein Schlüsselfaktor für diesen Prozess sind Gründungsbüros, die angehende Unternehmer aus dem akademischen Umfeld unterstützen. In Rheinland-Pfalz existieren mittlerweile sechs solcher Einrichtungen, die sich laut Wirtschaftsministerium bewährt haben. Wie die Zeit berichtet (Zeit Online, 08.11.2024), lobt auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Rheinessen die Arbeit der Gründungsbüros, während die Opposition noch Verbesserungspotenzial sieht.
Die Gründungsbüros bieten Studierenden und Wissenschaftlern umfassende Beratung und Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Gründungsideen. Das Angebot reicht von der Ideenentwicklung und Erstellung eines Geschäftsmodells über die Ausarbeitung eines Businessplans bis hin zum Aufbau der Unternehmensorganisation. Darüber hinaus fördern die Büros die Vernetzung der Gründer untereinander und mit potenziellen Investoren und Kooperationspartnern. Wie das Wirtschaftsministerium mitteilt, werden die Gründungsbüros von zahlreichen Studierenden konsultiert und sind teilweise in Lehrveranstaltungen eingebunden.
Der Erfolg der Gründungsbüros spiegelt sich auch im „Gründungsradar“ des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft wider. Im Bericht von 2022 schnitt Rheinland-Pfalz mit 21,4 Gründungen pro 10.000 Studierenden vergleichsweise gut ab, was auch auf die Arbeit der Gründungsbüros zurückzuführen ist. Zum Vergleich: Brandenburg verzeichnete 29,9 Gründungen, das Saarland 26 und Berlin 21,5 Gründungen pro 10.000 Studierende.
Das erste Gründungsbüro in Rheinland-Pfalz wurde 2008 in Kaiserslautern ins Leben gerufen. Inzwischen gibt es sechs Standorte: Koblenz und Mainz folgten 2011, Trier 2012 und schließlich Worms und Ludwigshafen 2018. Insgesamt sind in den Büros 19 Mitarbeiter beschäftigt, wie aus einer Anfrage der CDU-Landtagsfraktion an das Wirtschaftsministerium hervorgeht.
Die Gründungsbüros sind oft für mehrere Hochschulen zuständig. So betreut das Büro in Kaiserslautern die Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau inklusive der Standorte Pirmasens und Zweibrücken. In Trier sind sowohl die Universität als auch die Hochschule an das Gründungsbüro angebunden, in Mainz die Johannes Gutenberg-Universität, die Universitätsmedizin und die Hochschule Mainz.
Die Gründungsbüros arbeiten eng mit verschiedenen Partnern zusammen, darunter Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, Unternehmen, Kommunen und die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB). Im Rahmen der Allianz der Rhein-Main-Universitäten bestehen Verbindungen zu den Gründungsbüros der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt und der Technischen Universität Darmstadt.
Karina Szwede, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Rheinhessen, betont die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen IHK und Gründungsbüros: „Die Zusammenarbeit […] ist ein wichtiger Bestandteil der regionalen Startup-Ökosysteme, um Pioniergeist und Gründungen aus der Forschung heraus zu fördern und innovativen Geschäftsmodellen im akademischen und wirtschaftlichen Umfeld einen Nährboden zu geben.“
Trotz der positiven Entwicklung sieht die CDU-Fraktion in Rheinland-Pfalz Nachholbedarf bei Startup-Neugründungen. Matthias Reuber, hochschulpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, fordert mehr Anreize für Gründungsvorhaben und bessere Rahmenbedingungen für Studierende. Er befürchtet, dass Rheinland-Pfalz im bundesweiten Vergleich den Anschluss verliert.
Die Gründungsbüros spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung von Innovation und Wirtschaftswachstum. Die weitere Entwicklung und der Erfolg dieser Einrichtungen hängen maßgeblich von der Zusammenarbeit aller Beteiligten und der Schaffung eines optimalen Gründungsumfelds ab.
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