7.12.2024
Grüne in Baden-Württemberg: Doppelspitze für den Bundestagswahlkampf

Grüne in Baden-Württemberg kämpfen gegen sinkende Umfragewerte

Angesichts sinkender Umfragewerte suchen die Grünen in Baden-Württemberg nach Strategien, um Wähler zurückzugewinnen. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, liegen sie im Südwesten derzeit 16 Prozentpunkte hinter der CDU und auch bundesweit unter dem Ergebnis der Bundestagswahl 2021. Um dieser Herausforderung zu begegnen, setzen sie auf ein ungewöhnliches Spitzenduo für die kommende Bundestagswahl: Franziska Brantner, die neue Co-Bundesvorsitzende, und ihre Vorgängerin Ricarda Lang sollen gemeinsam die Landesliste anführen. Diese Entscheidung wurde auf dem Landesparteitag in Reutlingen getroffen.

Der Wunsch nach Veränderung und Erneuerung ist deutlich spürbar. Bundesminister Cem Özdemir forderte die Partei dazu auf, die eigene „Bubble“ zu verlassen. Ricarda Lang schloss sich dem an und appellierte an die Partei, die „Komfortzone“ und die eigene „Blase“ zu verlassen. Die Süddeutsche Zeitung charakterisiert die beiden Spitzenkandidatinnen als ungleiches Paar: Brantner, die als Vertraute von Robert Habeck gilt, soll die moderne Seite der Partei repräsentieren und für Themen wie Digitalisierung, Bürgerbeteiligung und beschleunigte Genehmigungsverfahren werben. Lang hingegen, die dem linken Flügel der Partei zugeordnet wird, möchte die Grünen als Partei der sozialen Gerechtigkeit positionieren und Themen wie Wohnen, Heizkosten und Lebensmittelpreise in den Vordergrund stellen.

Die Wahl des Spitzenduos symbolisiert auch einen Neustart nach den enttäuschenden Ergebnissen bei der Europawahl und den Landtagswahlen im Osten. Brantner, die Lang an der Parteispitze abgelöst hat, soll diesen Neustart verkörpern. Trotz der breiten Unterstützung von 92 Prozent für Brantner und 94 Prozent für Lang auf dem Parteitag (dpa Baden-Württemberg), herrscht innerhalb der Partei Unsicherheit. Die zahlreichen Kampfkandidaturen um die Listenplätze ab Platz sieben zeigen die Sorge um die Zukunft, so die Süddeutsche Zeitung. Die Ungewissheit über das neue Wahlrecht und die sinkenden Umfragewerte führen zu einem Kampf um die vermeintlich sicheren Plätze auf der Liste. Der Wechsel einer Landtagsabgeordneten zur CDU kurz vor dem Parteitag, sowie der frühere Wechsel der Bundestagsabgeordneten Melis Sekmen zur CDU (stern.de), unterstreichen die angespannte Lage.

Cem Özdemir, der nicht mehr für den Bundestag kandidiert, nutzte den Parteitag, um sich für die Landtagswahl 2026 in Position zu bringen. Er kündigte seine Kandidatur als Spitzenkandidat für die Nachfolge von Winfried Kretschmann an und betonte seinen Willen zum Wahlsieg. Auch hier gelte es, „raus aus der Bubble“ zu gehen, so Özdemir. Wie stern.de berichtet, forderte er mehr Kompromissbereitschaft von den demokratischen Parteien und kritisierte die CSU scharf. Er sprach sich gegen einen CSU-Verkehrsminister im nächsten Bundeskabinett aus.

Die Grünen stehen vor der Herausforderung, verlorene Wähler zurückzugewinnen und ihre Position als Volkspartei zu festigen. Ob dies mit dem neuen Spitzenduo und dem Fokus auf Digitalisierung und soziale Gerechtigkeit gelingt, wird die Bundestagswahl zeigen.

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