Björn Höcke, Landes- und Fraktionsvorsitzender der AfD Thüringen, kandidiert zwar nicht selbst für den Bundestag, jedoch bewerben sich mehrere seiner engen Vertrauten um Mandate und Listenplätze. Ziel ist laut Frankfurter Allgemeiner Zeitung (F.A.Z.), den Einfluss des Thüringer Landesverbandes in der Bundestagsfraktion zu stärken. Stefan Möller, seit zehn Jahren neben Höcke Landesvorsitzender, hat seine Kandidatur bestätigt. Der 49-jährige Rechtsanwalt will im westthüringischen Wahlkreis antreten, der durch ein Ausschlussverfahren gegen den bisherigen AfD-Bundestagsabgeordneten Klaus Stöber frei wurde. Stöber hatte Höcke im Vorfeld der Landtagswahl kritisiert, da dieser die Kandidatur zweier Bewerber in Westthüringen verhindert hatte. Stöber tritt nun als Einzelkandidat an. Zusätzlich strebt Möller den Spitzenplatz der Thüringer Landesliste an und fordert damit den bisherigen Listenführer Stephan Brandner heraus. Der F.A.Z. zufolge ist Möller zu einer Kampfkandidatur bereit. Brandner bestätigte der Zeitung Gespräche mit Möller und das Anstreben einer Lösung in der kommenden Woche.
Ein weiterer Vertrauter Höckes mit Bundestagsambitionen ist Torben Braga. Der 33-jährige Landtagsabgeordnete und Parlamentarische Geschäftsführer gilt als strategischer Kopf der Thüringer AfD. Wie stern.de berichtet, tritt Braga in einer Kampfkandidatur gegen den Bundestagsabgeordneten Michael Kaufmann an. Kaufmann, Ingenieur und Hochschullehrer, gehört zu den Gründern der Thüringer AfD und war vor seiner Zeit im Bundestag Vizepräsident des Landtags. Gegenüber der F.A.Z. betonte er seine erfolgreiche Arbeit im Wahlkreis und seine Wiederwahlchancen. Robert Teske, Höckes Büroleiter im Landtag, ist ein dritter Vertrauter, der für den Bundestag kandidieren möchte. Er strebt laut stern.de ein Mandat in Südthüringen an.
Höcke selbst hatte zwar mit einer Bundestagskandidatur geliebäugelt, sich dann aber dagegen entschieden. Laut F.A.Z. wolle er sich weiterhin auf die Übernahme von Regierungsverantwortung der AfD in Thüringen konzentrieren. Als wahrscheinlicher Grund für seinen Verzicht gilt jedoch, dass er in Berlin nicht mit einem prominenten Posten rechnen konnte und in der Bundestagsfraktion isoliert wäre. Obwohl Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende der AfD, ihre Gegnerschaft zu Höcke aus taktischen Gründen aufgegeben hat, dürfte sie ebenso wenig wie Ko-Fraktionschef Tino Chrupalla Wert auf seine Präsenz in Berlin legen. Innerhalb der Thüringer Landtagsfraktion wird den Bundestagsabgeordneten aus Thüringen vorgeworfen, zu autonom agiert und die Interessen des Landesverbandes zu wenig berücksichtigt zu haben. Sie hätten zudem wenig zur Profilschärfung der AfD beigetragen, was darauf hindeutet, dass sie den radikaleren Kurs der Höcke-Partei nicht ausreichend vertreten haben, so die F.A.Z..
Auch die Thüringer Allgemeine berichtet über Höckes Entscheidung gegen eine Bundestagskandidatur und Möllers Ambitionen. Möller bestätigte der Zeitung seine Kandidaturbereitschaft, betonte aber, dass er nicht aus der Doppelspitze des Landesverbands zurücktreten werde. Er wolle sich beim Parteitag erneut als Landessprecher zur Wahl stellen. Ob er auch als Spitzenkandidat antrete, sei noch offen. Es gebe außerdem Pläne, den Posten eines Generalsekretärs einzuführen.
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