Der Bundeskongress der Grünen Jugend in Leipzig steht in diesem Jahr unter besonderen Vorzeichen. Nachdem der gesamte Bundesvorstand Ende September seinen Rücktritt und den Austritt aus der Partei bekannt gegeben hat, stellt sich die Frage nach der zukünftigen Ausrichtung der Nachwuchsorganisation.
Die Entscheidung des bisherigen Vorstands um Svenja Appuhn und Katharina Stolla, die ihre Ämter noch bis zum Ende des Bundeskongresses ausüben, kam für viele überraschend. Als Grund nannten sie ein zu wenig linkes Profil der Grünen und zu viele Kompromisse in der Ampel-Koalition. Dieser Schritt folgte kurz auf die Rücktrittsankündigung des gesamten Bundesvorstands der Partei, einschließlich der Co-Vorsitzenden Omid Nouripour und Ricarda Lang.
Die Reaktionen auf den Rückzug des Vorstands fielen gemischt aus. Während viele den Abschied bedauerten, stießen die Frontalangriffe der scheidenden Führungsriege auf den Regierungskurs bei einigen Parteimitgliedern auf Unverständnis. Insbesondere die Forderung Stollas nach einer Vier-Tage-Woche, die sie im Frühjahr in der ZDF-Talkshow "Markus Lanz" geäußert hatte, sorgte für Kopfschütteln.
Auch beim Bundeskongress selbst wurde der Unmut über den Schritt des Vorstands deutlich. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, äußerten die Mitglieder der Grünen Jugend mehrheitlich Kritik am Vorgehen der Führungsriege. Die Vorwürfe reichten von einer Vernachlässigung des Themas Klimaschutz über eine Beteiligung an "linker Zersplitterung" bis hin zum Aufbau einer Konkurrenzorganisation.
Trotz des Abschieds des bisherigen Vorstands und der Austritte zahlreicher Mitglieder aus den Landesverbänden ist die Grüne Jugend entschlossen, ihren Weg fortzusetzen. "Die Grüne Jugend bleibt", bekräftigte Sarah Linker vom hessischen Landesvorstand in ihrer Eröffnungsrede, die von den Anwesenden mit lautem Applaus bedacht wurde.
Für die Nachfolge von Appuhn und Stolla als Vorsitzende der Parteijugend haben Jette Nietzard und Jakob Blasel ihre Kandidaturen erklärt. Der 24-jährige Blasel, der zu den bekannten Gesichtern der Klimabewegung Fridays for Future zählt, betonte in seiner Bewerbungsrede die Bedeutung einer linken Parteijugend und kritisierte die Kompromissbereitschaft der Grünen in der Ampel-Koalition.
Die 25-jährige Nietzard, die bei den Berliner Grünen aktiv ist und sich für Geflüchtete engagiert, betonte in ihrer Bewerbung das Selbstverständnis einer Parteijugend, die sowohl innerhalb der Partei als auch in Bewegungen aktiv sei. Gemeinsam wolle man die Grünen nach links schieben.
Der Bundeskongress der Grünen Jugend in Leipzig, der unter dem Motto "Schluss mit Krise – Holen wir uns die Zukunft zurück!" steht, dauert noch bis Sonntag an. Am Samstagabend wird die amtierende Parteichefin der Grünen, Ricarda Lang, zu den rund 800 angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmern sprechen. Es bleibt abzuwarten, welche Richtung die Grüne Jugend unter ihrer neuen Führung einschlagen wird.
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