19.10.2024
Grundsteuerreform verstehen und aktiv gegen Bescheide vorgehen

Gegen das Finanzamt wehren: Wie sich die Grundsteuer korrigieren lässt

Die Grundsteuerreform, die 2025 in Kraft tritt, hat viele Eigentümer von Immobilien in Deutschland verunsichert. Mit der Einführung neuer Bewertungsmaßstäbe ist es für viele schwierig geworden, die Höhe der Grundsteuer zu verstehen und gegebenenfalls zu hinterfragen. Dies führt nicht selten zu der Frage, wie man sich gegen einen möglicherweise falschen Grundsteuerwertbescheid wehren kann. In diesem Artikel werden die Möglichkeiten erörtert, die Eigentümern zur Verfügung stehen, um gegen das Finanzamt vorzugehen und die Grundsteuer gegebenenfalls zu korrigieren.

Was ist die Grundsteuer und wie wird sie berechnet?

Die Grundsteuer ist eine Steuer, die auf den Besitz von Grundstücken und Immobilien erhoben wird. Sie gehört zu den wichtigsten Einnahmequellen der Kommunen in Deutschland. Die Berechnung der Grundsteuer erfolgt auf Basis des Grundsteuerwerts, der aus dem Einheitswert des Grundstücks und einem Steuermessbetrag abgeleitet wird. Dieser Einheitswert wird durch das Finanzamt festgesetzt und ist entscheidend für die Höhe der zu zahlenden Steuer.

Die neue Grundsteuerreform

Die Grundsteuerreform wurde 2018 vom Bundesverfassungsgericht gefordert, da die bisherigen Einheitswerte nicht mehr den tatsächlichen Marktwerten entsprachen. Infolge dieser Reform müssen Grundstückswerte neu ermittelt werden, was zu erheblichen Veränderungen in der Steuerlast führen kann. Während einige Eigentümer von niedrigeren Steuern profitieren, sehen sich andere mit deutlich höheren Belastungen konfrontiert.

Fehlerhafte Bescheide erkennen

Nach der Einreichung der Grundsteuererklärung erhalten Eigentümer in der Regel zwei Bescheide vom Finanzamt: einen über die Festsetzung des Grundsteuerwerts und einen über die Festsetzung des Grundsteuermessbetrags. Diese Bescheide sollten sorgfältig geprüft werden, um mögliche Fehler zu identifizieren. Wichtige Punkte, die zu überprüfen sind, umfassen:

- Stimmen die angegebenen Daten (z.B. Grundstücksgröße, Baujahr)? - Wurden alle relevanten Informationen richtig erfasst? - Hat das Finanzamt die richtigen Bewertungsmaßstäbe angewendet? - Gibt es Abweichungen zwischen dem festgestellten Wert und dem tatsächlichen Marktwert?

Einspruch einlegen

Wenn Unstimmigkeiten festgestellt werden, haben Eigentümer die Möglichkeit, innerhalb eines Monats nach Erhalt des Bescheids Einspruch einzulegen. Dieser Einspruch muss schriftlich erfolgen und sollte eine detaillierte Begründung enthalten, warum der Bescheid als fehlerhaft angesehen wird. In vielen Fällen kann auch ein sogenannter fristwahrender Einspruch eingelegt werden, um die Frist zu verlängern und mehr Zeit für die Prüfung zu gewinnen.

Nachweis der Abweichungen

Ein wichtiger Aspekt des Einspruchs ist der Nachweis, dass die festgestellten Werte über dem tatsächlichen Marktwert liegen. Laut einem Urteil des Bundesfinanzhofs müssen Eigentümer glaubhaft machen, dass die Abweichung mindestens 40 Prozent beträgt, um eine Korrektur der Steuer zu bewirken. Dies kann durch Gutachten von Sachverständigen, Vergleichswerte ähnlicher Immobilien oder durch eine detaillierte Analyse der Marktbedingungen erfolgen.

Rechtslage und aktuelle Urteile

Die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Grundsteuer und die Möglichkeiten, sich gegen fehlerhafte Bescheide zu wehren, haben sich in den letzten Jahren kontinuierlich entwickelt. Aktuelle Urteile, wie die des Bundesfinanzhofs, haben klargestellt, dass Eigentümer das Recht haben, gegen überhöhte Grundsteuerwerte vorzugehen. Dies gibt vielen Betroffenen Hoffnung, die sich durch die Reform ungerecht behandelt fühlen.

Die Rolle von Verbänden und Organisationen

Verschiedene Verbände, wie der Eigentümerverband Haus & Grund und der Bund der Steuerzahler, setzen sich für die Rechte der Grundstückseigentümer ein. Sie bieten Unterstützung und Informationen an, um den Eigentümern zu helfen, ihre Bescheide zu überprüfen und gegebenenfalls Einspruch einzulegen. Diese Organisationen können auch rechtliche Unterstützung anbieten, um Eigentümern zu helfen, ihre Ansprüche durchzusetzen.

Fazit

Die neue Grundsteuer hat viele Eigentümer in Deutschland in eine schwierige Lage gebracht. Es ist jedoch wichtig, sich nicht mit einem möglicherweise fehlerhaften Bescheid abzufinden. Durch gründliche Prüfung der Bescheide, das Einlegen eines Einspruchs und den Nachweis von Abweichungen können Eigentümer aktiv gegen das Finanzamt vorgehen. Die Unterstützung durch Verbände und aktuelle Urteile bieten zusätzliche Möglichkeiten, die Grundsteuer zu korrigieren und eine gerechte Besteuerung sicherzustellen.

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