Kapitän zur See Kurt Leonards, der neue Landeskommandeur in Hamburg, drängt auf intensivere Vorbereitungen für einen möglichen Krieg mit Russland. Wie die „Wochen-Mopo“, die Wochenzeitung der „Hamburger Morgenpost“, berichtet, unterstrich Leonards die Notwendigkeit, sich auf einen Krieg vorzubereiten, um ihn zu verhindern. Zeit Online, die die Meldung der dpa übernommen hat, berichtet ebenfalls, dass Leonards Russland als eine gravierende Bedrohung einstuft und die Wichtigkeit einer glaubwürdigen Abschreckung durch die NATO hervorhebt.
Leonards warnt davor, dass Russland aktuell etwa die Hälfte seiner militärischen Produktion wie Panzer, Flugzeuge und Raketen für den Krieg in der Ukraine einsetzt, während die andere Hälfte in Depots eingelagert wird – möglicherweise für einen Angriff auf die baltischen Staaten, Polen oder die Republik Moldau in den nächsten Jahren. Im Falle eines Konflikts würden Hamburg und Norddeutschland eine zentrale Rolle als Logistikknotenpunkt für Truppen und Material spielen. Die Verstärkungskräfte würden über die nordwestdeutschen Häfen eintreffen und von dort aus über Straße, Schiene und Luftweg an die Ostgrenze der NATO verlegt werden, so Leonards. Für eine wirksame Abschreckung sei die Bundeswehr auf die Kooperation mit zivilen Behörden angewiesen, die in Hamburg laut Leonards ausgezeichnet funktioniere.
Diese Einschätzung übereinstimmt mit den Warnungen von Verteidigungsminister Boris Pistorius, der vor der zunehmenden militärischen Bedrohung durch Russland warnte. Pistorius betonte im Bundestag, dass Russland seine Wirtschaft vollständig auf Kriegsproduktion umgestellt habe und seiner Armee jährlich 1000 bis 1500 neue Panzer liefere – ungefähr doppelt so viele, wie die fünf größten europäischen Länder zusammen im Bestand haben. Russland bleibe auf absehbare Zeit die größte Gefahr für die Sicherheit Deutschlands, so Pistorius.
Auch der scheidende Landeskommandeur Michael Giss hob in einem Interview mit shz.de die Bedeutung des Hamburger Hafens im Fokus russischer Cyberangriffe hervor. Er berichtete, dass der Hafen nahezu täglich Ziel solcher Attacken sei. Zusätzlich werden Szenarien diskutiert, in denen Hamburg im Ernstfall eine zentrale Rolle bei der Truppenverlegung und der Logistik spielen würde. Die MOPO entwirft beispielsweise ein Szenario für das Jahr 2029, in dem Russland Truppen an der Grenze zum Baltikum stationiert und die NATO daraufhin ihre Streitkräfte mobilisiert. In diesem Szenario wird Hamburg Opfer eines Cyberangriffs, der zu einem tagelangen Stromausfall und damit zu einem Versorgungskollaps führt.
Die Bundeswehr hat bereits damit begonnen, die Wirtschaft für die neuen Herausforderungen zu sensibilisieren und Unternehmen auf einen möglichen Konflikt vorzubereiten. Wie die Schwäbische Zeitung berichtet, informiert die Bundeswehr Unternehmen über den „Operationsplan Deutschland“ (OPLAN), der Maßnahmen zur Bewältigung eines Krisenfalls, wie zum Beispiel die Bewegung von Menschen und Material durch Deutschland, skizziert. Der Plan listet auch schützenswerte Infrastruktureinrichtungen auf und beinhaltet detaillierte Planungen für den Spannungsfall. Die Bundeswehr prüft außerdem Vorhalteverträge mit Unternehmen, um die Versorgung mit Lebensmitteln und Treibstoff im Krisenfall zu gewährleisten. Die Logistik wird dabei als eine der größten Herausforderungen betrachtet, da bereits jetzt ein Fahrermangel besteht.
Die Diskussionen über die Kriegsvorbereitungen in Hamburg finden auch in den sozialen Medien statt. Auf TikTok gibt es Beiträge, die sich kritisch mit den militärischen Übungen im Hamburger Hafen auseinandersetzen und die Forderung nach Frieden und Diplomatie in den Vordergrund stellen. Andere Beiträge behandeln die Frage der persönlichen Kriegsvorbereitung und diskutieren mögliche Fluchtpläne.
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