Der scheidende Thüringer Bildungsminister Helmut Holter (Die Linke) hat sich deutlich gegen die Pläne der sich bildenden „Brombeer-Koalition“ aus CDU, BSW und SPD ausgesprochen, Handys an Grundschulen zu verbieten. Wie die Zeit am 2. Dezember 2024 berichtete, nannte Holter das Vorhaben eine „Reise in die Vergangenheit“ und „völlig lebensfern“. Er argumentierte, Kinder wüchsen heutzutage mit digitalen Medien auf, und die Schule müsse sie in ihrer Lebensrealität abholen. Ein Handyverbot würde das Lernen eher behindern als fördern. Lese- und Schreibkompetenz seien zwar wichtig, es müsse aber darum gehen, digitales und analoges Lernen in Einklang zu bringen, so Holter gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Die Brombeer-Koalition plant, die Handynutzung an Grundschulen weitgehend zu untersagen, um Ablenkungen zu verringern und die sozialen Interaktionen zu stärken. Wie die Süddeutsche Zeitung am 26. November 2024 berichtete, begründen die potenziellen Koalitionspartner dies mit ihrer pädagogischen Überzeugung, analoges Lernen in der Grundschule in den Vordergrund zu stellen. Aus Verhandlungskreisen verlautete, dass insbesondere das BSW auf diese Regelung im Koalitionsvertrag bestanden habe, die bereits im Sondierungspapier enthalten war.
Der Thüringer Lehrerverband begrüßt das geplante Handyverbot, wie News4teachers am 26. November 2024 berichtete. Verbandsvorsitzender Tim Reukauf sprach sich außerdem für verpflichtende Sprachtests in Kindergärten und die Wiedereinführung des Sitzenbleibens ab der sechsten Klasse aus. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) äußerte sich kritisch zu den Sprachtests und dem Handyverbot. GEW-Vorsitzende Kathrin Vitzthum stellte die Qualifikation der Testdurchführenden und die rechtliche Grundlage für verpflichtende Sprachfördermaßnahmen in Kindergärten infrage. Sie kritisierte zudem das im Koalitionsvertrag verankerte „Genderverbot durch die Hintertür“, welches sich auf die Regeln des Rates für deutsche Rechtschreibung bezieht.
Die Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und BSW in Brandenburg, wo ebenfalls ein Handyverbot an Grundschulen geplant ist, stehen kurz vor dem Abschluss, wie die Vorreiter Zeitung am 25. November 2024 berichtete. Neben dem Handyverbot wurden auch eine Erhöhung der Polizeistellen und Hilfen für Unternehmen mit hohen Energiekosten vereinbart.
Holters Amtszeit als Bildungsminister endet voraussichtlich mit dem Beginn der neuen Landesregierung. Wer das Bildungsministerium zukünftig leiten wird, ist noch unklar. Sowohl die SPD als auch die CDU haben Interesse an dem Ressort signalisiert.
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