Die Debatte zwischen Kamala Harris und Donald Trump, die am Dienstagabend stattfand, war ein bedeutendes Ereignis im Vorfeld der US-Wahlen 2024. Während die Gemüter relativ ruhig blieben, gelang es Harris, mehrere entscheidende Punkte gegen Trump zu setzen, während dieser sich vor allem auf das Thema Migration konzentrierte, um konkreten Antworten auszuweichen.
Unabhängig von den gestellten Fragen, sei es zum Klimawandel, zur wirtschaftlichen Lage oder zum Sturm auf das Kapitol, lenkte Trump die Diskussion immer wieder auf Migration. Anstatt die rekordhohen Zahlen illegaler Grenzübertritte unter der Biden-Harris-Regierung zu thematisieren, wiederholte er krude Behauptungen, die bereits widerlegt wurden. Beispielsweise verbreitete er die Falschmeldung, dass Migranten in Springfield, Ohio, Haustiere essen würden. Trump beschwor eine drohende Weltuntergangsstimmung und behauptete, die Demokraten hätten Millionen Kriminelle und Terroristen ins Land gelassen.
Harris, die sich im Wahlkampf offensiv mit dem Thema Migration auseinandergesetzt hat, konterte Trumps Angriffe geschickt. Sie erinnerte daran, dass es Trump war, der eine Grenzreform im Kongress im Frühjahr verhindert hatte. Dabei sprach sie auch das Thema Fentanylschmuggel an und wandte sich an amerikanische Familien, die von dieser Problematik betroffen sind. Harris betonte, dass Trump es vorgezogen habe, das Thema für seinen Wahlkampf zu nutzen, anstatt es tatsächlich zu lösen.
Ein zentraler Moment der Debatte war, als Trump versuchte, Harris ständig mit Joe Biden gleichzusetzen. Harris konterte mit der klaren Botschaft, dass Trump nicht gegen Biden, sondern gegen sie antrete. Sie stellte sich als Vertreterin einer neuen Führungsgeneration dar, was in Anbetracht des Altersunterschieds zwischen den beiden Kandidaten (Harris ist 59, Trump 78) besonders ins Gewicht fiel.
Trump gelang es, Harris während der Debatte mehrfach zu unterbrechen und sie mit ihren eigenen Worten aus einer früheren Debatte zu konfrontieren. Dies geschah, als er sie daran erinnerte, dass sie einmal gesagt hatte: „Jetzt spreche ich, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“ Trump fügte hinzu: „Kommt Ihnen das bekannt vor?“ Trotz der Angriffe blieb Trump relativ ruhig, nur einmal fiel er in die Polemik, als er Harris' Vater als „marxistisch“ bezeichnete.
Trump versuchte, seine außenpolitische Reputation zu stärken, indem er Viktor Orbán als Beispiel für seine internationale Unterstützung anführte. Er behauptete, dass unter seiner Präsidentschaft kein Überfall Putins auf die Ukraine stattgefunden hätte. Harris konterte, indem sie auf ihre eigene außenpolitische Erfahrung hinwies und betonte, dass die USA unter Biden-Harris eine entscheidende Rolle in der Unterstützung der Ukraine gespielt hätten. Sie forderte einen Waffenstillstand im Nahen Osten und sprach von den vielen unschuldigen Palästinensern, die getötet worden seien.
Ein weiteres zentrales Thema der Debatte war die Abtreibung. Trump war vorsichtig in seinen Äußerungen, da die Mehrheit der Amerikaner einen Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen befürwortet. Er behauptete, die Demokraten wollten Abtreibungen bis zur Geburt erlauben, was Harris sofort als Lüge bezeichnete. Sie warnte davor, dass Trump ein landesweites Abtreibungsverbot unterzeichnen würde und dass Frauenrechte unter seiner Regierung gefährdet wären.
Als es um die wirtschaftliche Agenda ging, zeigte sich Harris zunächst nervös, konnte aber später mit konkreten Plänen überzeugen. Sie betonte, dass die Amerikaner von den Kandidaten Pläne erwarten und keine ständigen Angriffe. Trump hingegen warf ihr vor, dass sie keinen eigenen Plan habe und lediglich die Agenda Bidens vertrete. In der Debatte wurde deutlich, dass die hohen Lebenshaltungskosten ein zentrales Anliegen der Wähler sind, was Harris in ihren Ausführungen ansprach.
Insgesamt war die Debatte ein wichtiger Moment im Wahlkampf, der die unterschiedlichen Ansätze der beiden Kandidaten deutlich machte. Während Trump versuchte, die Diskussion auf seine bekannten Themen zu lenken, gelang es Harris, sich als ernsthafte Herausforderin zu positionieren und wichtige Punkte zu setzen. Die Reaktionen auf die Debatte, insbesondere die Blitzumfragen, deuten darauf hin, dass Harris als Gewinnerin hervorging.
Die Debatte wird zweifellos Auswirkungen auf die kommenden Wochen im Wahlkampf haben, und es bleibt abzuwarten, wie sich die Wählermeinungen entwickeln werden.
Quellen: FAZ, Morgenpost, NZZ, Stern.