19.10.2024
Herausforderungen für Para-Athleten bei den Paralympics 2024 in Paris

Paralympics: Sorgen vor der Strömung der Seine

Die Vorbereitungen für die Paralympics 2024 in Paris sind in vollem Gange, doch die Athleten sehen sich mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert, insbesondere in Bezug auf die Wettkämpfe im Triathlon, die im Fluss Seine stattfinden sollen. Ein zentrales Problem ist die Strömung des Flusses, die für viele Para-Athleten eine unüberwindbare Hürde darstellt. Martin Schulz, ein deutscher Triathlet und Goldkandidat, äußerte sich besorgt über die Bedingungen: „Für viele Para-Athleten ist es unmöglich stromaufwärts zu schwimmen. Im Idealfall bleibt man auf der Stelle stehen. Viele werden aber auch rückwärts schwimmen.“

Die Wasserqualität der Seine ist ebenfalls ein Thema von großer Besorgnis. Obwohl die Organisatoren viel Geld in die Reinigung des Flusses investiert haben, bleibt die Wasserqualität fraglich. Bei den Olympischen Spielen gab es bereits zahlreiche Beschwerden über gesundheitliche Probleme, die Athleten nach dem Schwimmen in der Seine erlitten. Schulz berichtete, dass einige Athleten nach ihren Wettkämpfen über Übelkeit, Erbrechen und Durchfall klagten. Diese Erfahrungen werfen einen Schatten auf die bevorstehenden Paralympics, wo ähnliche Bedingungen erwartet werden.

Die Organisatoren haben Notfallszenarien entwickelt, die eine Verschiebung der Wettkämpfe oder sogar einen Wechsel zu einem Duathlon, bestehend aus Laufen und Radfahren, vorsehen. Schulz betonte, dass ein solcher Wechsel das Ergebnis verzerren würde: „Es ist eine andere Sportart. Das ist wie wenn man beim Zehnkampf fünf Disziplinen weglassen würde.“ Die Athleten, die sich auf den Triathlon vorbereitet haben, könnten in ihrer Leistung benachteiligt werden.

Die Triathlon-Rennen sind für den 1. und 2. September geplant, und die Athleten stehen vor der Herausforderung, sich an die Bedingungen des Flusses anzupassen. Die Strömung der Seine kann Geschwindigkeiten von bis zu 1,5 Metern pro Sekunde erreichen, was selbst für erfahrene Schwimmer eine immense Herausforderung darstellt. Schulz wies darauf hin, dass viele Para-Athleten aufgrund ihrer körperlichen Einschränkungen noch mehr Schwierigkeiten haben werden, sich gegen die Strömung zu behaupten.

Die Diskussion über die Bedingungen in der Seine ist nicht neu. Bereits vor den Olympischen Spielen gab es Bedenken hinsichtlich der Wasserqualität und der Strömung. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo und der Organisationschef Tony Estanguet hatten versucht, das Vertrauen in die Wasserqualität durch öffentliche Schwimmaktionen zu stärken. Trotz dieser Bemühungen bleibt die Sorge, dass die Athleten während der Wettkämpfe gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sind.

Die Organisatoren haben in den letzten Jahren mehr als 1,4 Milliarden Euro in Projekte zur Verbesserung der Wasserqualität investiert. Dazu gehören der Anschluss von Haushalten an die Kanalisation und der Bau von Überlaufbecken, um die Einleitung von Abwasser in die Seine zu reduzieren. Dennoch sind die Auswirkungen von Niederschlägen und anderen Umweltfaktoren nicht zu unterschätzen, und die Wasserqualität bleibt ein kritisches Thema.

Die Athleten und ihre Trainer fordern eine umfassende Risikobewertung, um sicherzustellen, dass die Gesundheit der Sportler an erster Stelle steht. Schulz und andere Athleten haben betont, dass die Wettkämpfe in einem sicheren und fairen Umfeld stattfinden sollten, ohne dass die Kulisse der Stadt über das Wohl der Athleten gestellt wird. „Mit dem Fluss ist es immer eine Lotterie“, sagte Schulz, und er hofft, dass die Organisatoren die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit der Athleten zu gewährleisten.

Die Paralympics in Paris stellen nicht nur eine sportliche Herausforderung dar, sondern auch eine Gelegenheit, die Sichtbarkeit und den Respekt für den Behindertensport zu erhöhen. Die Athleten hoffen, dass trotz der Schwierigkeiten, die sie erwarten, die Spiele ein positives Licht auf ihre Fähigkeiten und ihren Kampfgeist werfen werden. Die Vorfreude auf die Wettkämpfe bleibt hoch, und viele Athleten sind entschlossen, ihre besten Leistungen zu zeigen, unabhängig von den Umständen.

Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um zu sehen, ob die Organisatoren in der Lage sind, die notwendigen Anpassungen vorzunehmen, um die Sicherheit und Fairness der Wettkämpfe zu gewährleisten. Die Athleten und ihre Unterstützer warten gespannt auf die Entwicklungen und hoffen auf faire Bedingungen, die es ihnen ermöglichen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Die Diskussion um die Strömung der Seine und die Wasserqualität wird sicherlich auch in den kommenden Tagen und Wochen ein zentrales Thema bleiben, während sich die Welt auf die Paralympics vorbereitet.

Quellen: FAZ, Spiegel, ZDF, Deutschlandfunk.

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