September 11, 2024
Hochwassergefahr in Deutschland: Anstieg der Betroffenen auf fast 400.000 Menschen

Extremwetter: Fast 400.000 Menschen in kommenden Jahren von Hochwasser bedroht

In Deutschland wird erwartet, dass in den kommenden Jahren nahezu 400.000 Menschen von Hochwasserereignissen betroffen sein könnten. Diese besorgniserregende Prognose basiert auf einer aktuellen Studie des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen (Ufu), die im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion durchgeführt wurde. Die Studie hebt besonders die Gefahren hervor, die von den Flüssen Rhein und Elbe ausgehen.

Die Analyse zeigt, dass etwa 384.000 Menschen in Deutschland mit hoher Wahrscheinlichkeit von Hochwasser betroffen sein werden. Allein entlang des Rheins und seiner Nebenflüsse sind rund 190.800 Bewohner gefährdet. Auch an der Elbe sind etwa 98.800 Menschen in erhöhtem Risiko, wie die Studie weiter darlegt. Diese Berechnungen basieren auf den Hochwasserrisikomanagementplänen der Bundesländer.

Die Autoren der Studie betonen jedoch, dass sich die Daten aufgrund zukünftiger klimatischer Veränderungen verschieben könnten. Frühere Hochwasserereignisse, wie die an der Oder, deuten darauf hin, dass die geschätzte Zahl der Betroffenen möglicherweise eher eine konservative Schätzung darstellt. Eine andere Untersuchung, die im Auftrag der Versicherungswirtschaft (GDV) durchgeführt wurde, kam zu dem Ergebnis, dass über 300.000 Gebäude in Deutschland von Hochwasser bedroht sein könnten.

Vorkehrungen gegen Starkregen

Die Forscher des Ufu fordern, dass die bestehenden Vorkehrungen gegen Starkregenereignisse ausgeweitet werden. Sie weisen darauf hin, dass Starkregenereignisse oft nur kurzfristig vorhersehbar sind, weshalb der Aufbau von Monitoringsystemen und Vorhersagemodellen von entscheidender Bedeutung bleibt. Hessen wird als positives Beispiel genannt, da dort benutzerfreundliche Starkregen-Gefahrenkarten entwickelt wurden und ein kommunales Monitoring-System existiert, das aus Sicht der Experten bundesweit ausgebaut werden sollte.

Julia Verlinden, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, bezeichnete die Zahlen als alarmierend und betonte, dass in den kommenden Tagen in Teilen Deutschlands erneut große Niederschlagsmengen erwartet werden. Sie fordert, dass der Hochwasserschutz an die Anforderungen der Klimakrise angepasst werden muss, um die Bevölkerung besser zu schützen.

Diskussion um Elementarschadenversicherung

Ein weiterer Aspekt der Diskussion betrifft den Versicherungsschutz gegen Elementarschäden, die durch Hochwasser verursacht werden. Verlinden fordert, dass der Versicherungsschutz in dieser Legislaturperiode ausgeweitet werden sollte, um die finanziellen Belastungen durch die Klimakrise zu bewältigen. Derzeit gibt es jedoch Uneinigkeit zwischen der Bundesregierung und den Bundesländern über die Einführung einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden. Während die Länder eine flächendeckende Pflichtversicherung fordern, die Mieter und Eigenheimbesitzer nicht überfordern soll, spricht sich Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) gegen eine solche Regelung aus.

Ein möglicher Kompromiss könnte darin bestehen, dass Versicherer verpflichtet werden, Hausbesitzern eine solche Police anzubieten, jedoch ohne eine Pflicht, diese abzuschließen. Nach den verheerenden Fluten an Ahr und Erft im Jahr 2021, die Gesamtschäden von über 40 Milliarden Euro verursachten, argumentieren Befürworter einer Pflichtversicherung, dass der Staat solche Summen nicht mehr allein aufbringen kann und die finanziellen Lasten anders verteilt werden müssen.

Fazit

Die drohende Gefahr von Hochwasserereignissen in Deutschland erfordert dringende Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes und zur Anpassung an die klimatischen Veränderungen. Die Diskussion um eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden ist ein zentraler Punkt, der sowohl die politische als auch die gesellschaftliche Debatte prägt. Angesichts der alarmierenden Prognosen ist es unerlässlich, dass sowohl die Politik als auch die Bevölkerung gemeinsam an Lösungen arbeiten, um die Risiken von Hochwasser zu minimieren und die Sicherheit der betroffenen Bürger zu gewährleisten.

Quellen: FAZ, Der Spiegel, Die Zeit.

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