Die Barmer Krankenkasse zeigt sich besorgt über den geringen Anteil an HPV-geimpften Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Wie die Zeit am 4. Dezember 2024 berichtete, ist die Impfquote besonders in Rheinland-Pfalz niedrig. Laut einer Auswertung des aktuellen Arzneimittelreports der Barmer waren 2022 nur knapp 65 Prozent der 17-jährigen Mädchen in Rheinland-Pfalz vollständig gegen Humane Papillomviren (HPV) geimpft. Dunja Kleis, Hauptgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, erklärte, dass rund 20 Prozent der Mädchen gar nicht und weitere 15 Prozent nur unvollständig geimpft seien. Noch drastischer sieht es bei den Jungen aus: Knapp 23 Prozent der 13-jährigen Jungen in Rheinland-Pfalz hatten 2022 einen vollständigen Impfschutz, fast 64 Prozent waren gar nicht geimpft.
Die bundesweite Situation ist ebenfalls alarmierend. t-online meldete am 27. August 2024, dass 40 Prozent der 14-jährigen Mädchen nicht gegen HPV geimpft sind, den Hauptauslöser von Gebärmutterhalskrebs. Die Barmer verzeichnete einen Rückgang der Impfrate um 23,5 Prozent zwischen 2021 und 2022 und sogar um 37 Prozent im Vergleich zu 2015. Auch bei den Jungen liegt die Impfquote mit 25 Prozent bei den 13-Jährigen deutlich unter dem erwünschten Niveau. Da die Impfempfehlung für Jungen erst seit 2018 besteht, liegen für 14-jährige Jungen noch keine vergleichbaren Daten vor.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die HPV-Impfung für Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren, idealerweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr. Für einen vollständigen Schutz sind zwei Impfdosen erforderlich. Sollte die Impfung bis zum 17. Lebensjahr nicht erfolgt sein, rät die Stiko zu einer Nachholimpfung mit drei Dosen. HP-Viren werden hauptsächlich sexuell übertragen und können verschiedene Krebsarten verursachen, darunter Gebärmutterhalskrebs, aber auch Peniskrebs, Analkrebs und Krebs im Mund- und Rachenraum. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) erkranken in Deutschland jährlich über 6.000 Frauen und rund 1.600 Männer an HPV-bedingten Krebsarten.
Die Barmer sieht mögliche Gründe für die niedrigen Impfquoten unter anderem in mangelnder Aufklärung von Eltern und Jugendlichen sowie in der Angst vor Nebenwirkungen. Auch das Fehlen eines festen Impftermins könnte eine Rolle spielen. Dunja Kleis schlägt eine neue U10-Vorsorgeuntersuchung vor, in der die HPV-Aufklärung integriert werden könnte. Auch die tagesschau berichtete am 27. August 2024 über den Rückgang der HPV-Impfungen und zitierte Experten, die ein nachhaltiges Erinnerungssystem für Versicherte mit Impflücken fordern.
Die Barmer unterstreicht die Bedeutung der HPV-Impfung für Jungen und Mädchen, da Ungeimpfte beim Geschlechtsverkehr HPV übertragen und somit auch andere infizieren können. Kondome bieten zwar einen gewissen Schutz, verhindern eine HPV-Infektion jedoch nicht zuverlässig. Die Impfung ist daher der effektivste Schutz vor HPV-bedingten Krebserkrankungen. Laut Barmer starben 2020 in Rheinland-Pfalz 95 Frauen an Gebärmutterhalskrebs, zudem wurden 156 Neuerkrankungen registriert.
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