Der Landkreis Nordwestmecklenburg verzichtet auf die Umstellung seiner Busflotte auf Elektroantrieb. Wie die Zeit am 22. November 2024 berichtete, begründete der Kreistag die Entscheidung mit den hohen Kosten für E-Busse und der unzureichenden Förderung. Stattdessen sollen weiterhin Dieselbusse eingesetzt werden, die künftig mit dem synthetischen Kraftstoff HVO 100 betrieben werden. Der NDR hatte zuvor über die Entscheidung berichtet.
Der synthetische Kraftstoff HVO 100, der unter anderem aus altem Pflanzenöl gewonnen wird, ermöglicht laut Kreisverwaltung eine CO2-Einsparung von 90 Prozent. Ein Vorteil gegenüber der E-Mobilität besteht darin, dass die bestehenden Dieselbusse ohne Umrüstung der Werkstätten oder Umschulung des Personals weiterverwendet werden können.
Die zugesagten Fördermittel für die Umstellung auf E-Mobilität beim kreiseigenen ÖPNV-Unternehmen Nahbus hätten nur rund 30 Prozent der Kosten gedeckt, so die Kreisverwaltung. Nach einer Wirtschaftlichkeitsprüfung schlug die Verwaltung selbst vor, bei Dieselbussen zu bleiben und diese mit HVO 100 zu betreiben, der etwa zehn Prozent teurer ist als herkömmlicher Diesel.
Paraffinische Dieselkraftstoffe wie HVO 100 sind in Deutschland bereits als Reinkraftstoff zugelassen. Sie werden aus Abfallstoffen und Pflanzenölen hergestellt. Das Bundesumweltministerium hatte jedoch, wie unter anderem stern.de am 22. November 2024 berichtete, bereits vor einem Jahr auf die begrenzte Verfügbarkeit von nutzbaren Abfallstoffen hingewiesen. Altspeiseöle, beispielsweise aus der Gastronomie, würden bereits vollständig als Beimischung im Verkehr verwendet und könnten nicht in größerer Menge eingesetzt werden. Der ADAC mahnte, die Hersteller müssten sicherstellen, dass die Ausgangsstoffe für HVO 100 tatsächlich aus Abfall- und Reststoffen stammen, um Nachhaltigkeitsstandards einzuhalten und Umweltvorteile zu erzielen.
Während der Landkreis Nordwestmecklenburg auf HVO 100 setzt, verfolgen andere Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern unterschiedliche Strategien zur klimafreundlichen Gestaltung des ÖPNV. Der Landkreis Ludwigslust-Parchim setzt auf E-Busse und hat bereits 45 Fahrzeuge im Einsatz. Die Betriebskosten für Energie und Wartung seien dort im Vergleich zu Dieselbussen halbiert worden. Der Landkreis Rostock investiert in Wasserstoffbusse, und auch im Landkreis Vorpommern-Rügen sind bereits erste Wasserstoffbusse unterwegs. Wie die Ostseewelle am 22. November 2024 berichtete, liegt der Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern immer noch unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie.
Der WDR berichtete am 28. Oktober 2024 über ähnliche Probleme bei der Umstellung auf E-Busse in Dortmund. Auch dort wird der Umstieg aufgrund der hohen Kosten und des fehlenden Fördergeldes erschwert.
Quellen:
- Zeit Online: https://www.zeit.de/news/2024-11/22/elektroantrieb-zu-teuer-busse-tanken-kuenftig-oeko-diesel
- Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/verzicht-auf-e-busse-elektroantrieb-zu-teuer-busse-tanken-kuenftig-oeko-diesel-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-241122-930-296264
- Stern: https://www.stern.de/gesellschaft/regional/mecklenburg-vorpommern/verzicht-auf-e-busse--elektroantrieb-zu-teuer--busse-tanken-kuenftig-oeko-diesel-35250410.html
- Ostseewelle: https://www.ostseewelle.de/nachrichten/nachrichtentickerhsh/CDU-Land-und-Bund-wegen-Northvolt-im-Austausch-id1229816.html
- Ostseewelle: https://www.ostseewelle.de/nachrichten/nachrichtentickermv/Tourismus-immer-noch-unter-Vor-Corona-Niveau-id1229770.html
- Stern: https://www.stern.de/gesellschaft/regional/hamburg-schleswig-holstein/batterieproduktion--cdu--land-und-bund-wegen-northvolt-im-austausch-35250648.html
- n-tv: https://www.n-tv.de/regionales/sachsen-anhalt/Viele-Verstoesse-bei-Kontrollen-von-Bussen-und-Lkw-article25380178.html
- WDR: https://www1.wdr.de/nachrichten/ruhrgebiet/dortmund-diesel-busse-statt-e-busse-weil-geld-fehlt-100.html
- CNG-Club: https://www.cng-club.de/Busse_OEPNV_mit_BioCNG