Erneut wurden in Bayern mehrere geschützte Greifvögel Opfer von illegal ausgebrachten Giften. Wie der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) und die Gregor-Louisoder-Umweltstiftung (GLUS) nach toxikologischen Untersuchungen mitteilten, starben im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim und im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm ein Rotmilan und ein Mäusebussard durch das Insektizid Carbofuran. Die Verwendung dieses Giftes ist in der EU seit 2007 verboten. Wie die ZEIT am 31. Oktober 2024 berichtete, handelt es sich dabei um keinen Einzelfall.
Der LBV betont, dass diese Vergiftungsfälle kein Kavaliersdelikt darstellen und jeder Fall zur Anzeige gebracht wird. Andreas von Lindeiner, Naturschutzexperte des LBV, geht von Vorsatz aus. Besonders besorgniserregend ist die Häufung der Fälle im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim. Bereits im vergangenen Jahr wurde dort ein mit Carbofuran vergifteter Uhu gefunden. Auch die Süddeutsche Zeitung berichtete am 31. Oktober 2024 über diese Vorfälle.
Neben den Vergiftungen mit dem illegalen Pestizid wurde im gleichen Landkreis ein Weißstorch tot aufgefunden. Die Todesursache war in diesem Fall Ibuprofen, welches der Storch vermutlich auf einer Mülldeponie aufgenommen hatte. Hier gehen LBV und GLUS von einem tragischen Versehen aus, da viele Menschen ihre Medikamente vorschriftsgemäß im Hausmüll entsorgen.
Um gegen die Naturschutzkriminalität vorzugehen, haben der LBV und die GLUS 2019 das Projekt „Tatort Natur“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, alle Verdachtsfälle in einer bayernweiten Datenbank zu erfassen und langfristig zu verfolgen. Franziska Baur von der GLUS appelliert an die Bevölkerung, tote Wildvögel oder verdächtige Köder umgehend der Polizei zu melden und zusätzlich Hinweise an „Tatort Natur“ weiterzugeben. Ähnliche Informationen finden sich auch auf der Webseite des NABU Baden-Württemberg.
Die Problematik der illegalen Verfolgung von Großvögeln, insbesondere durch Giftköder, ist nicht neu. Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) dokumentiert seit Jahren Fälle von illegal getöteten Vögeln und weist auf die hohe Dunkelziffer bei Vergiftungen hin. Oftmals wird die tatsächliche Todesursache erst durch toxikologische Untersuchungen aufgedeckt, da die Vögel durch die Giftaufnahme beispielsweise ihre Koordinationsfähigkeit verlieren und dann im Straßenverkehr oder an Strommasten verunglücken. Das LfU betont die Wichtigkeit der Meldung von Totfunden, um die Naturschutzkriminalität effektiv bekämpfen zu können. Auch die Greifvogelhilfe weist auf die verschiedenen Giftarten hin, die bei Vögeln zum Einsatz kommen, darunter Rodentizide, Pestizide, Bleivergiftungen und Arzneimittelvergiftungen.
Der BUND weist darauf hin, dass Pestizide neben dem Klimawandel eine der Hauptursachen für den weltweiten Rückgang der Vogelpopulationen sind. Pestizide zerstören indirekt das Nahrungsangebot der Vögel, indem sie Pflanzen und Insekten abtöten. Die direkte Aufnahme von Pestiziden über die Nahrung führt zu gesundheitlicher Schwächung und Fortpflanzungsproblemen bei den Tieren.