26.10.2024
Israelischer Vergeltungsschlag gegen Iran löst Spannungen aus

Israel hat seinen seit Wochen erwarteten Vergeltungsschlag auf den Iran gestartet. Das israelische Militär teilte am frühen Samstagmorgen mit, man führe „als Reaktion auf die seit Monaten andauernden Angriffe des iranischen Regimes“ auf Israel „derzeit präzise Angriffe auf militärische Ziele im Iran durch“. Iranische Medien berichteten unterdessen von Explosionen im Westen der Hauptstadt Teheran. Wie das Staatsfernsehen meldete, sei die Luftabwehr aktiviert worden. Welche Ziele genau getroffen wurden, war zunächst völlig unklar. „Einige Menschen berichten, dass sie mehrere Explosionen im Westen von Teheran gehört haben“, berichtete die Nachrichtenagentur Tasnim. Ähnliches berichtete die Nachrichtenagentur Fars. Israel plant seit Wochen eine Reaktion auf einen Beschuss mit ballistischen Raketen durch den Iran am 1. Oktober. Dabei handelte es sich um den zweiten direkten Angriff Teherans auf Israel innerhalb von sechs Monaten.

Die USA sind eigenen Angaben zufolge nicht an den israelischen Angriffen im Iran beteiligt. Das sagte ein hochrangiger Regierungsbeamter dem Sender CNN. Sean Savett, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, sagte laut CNN: „Wir verstehen, dass Israel gezielte Angriffe gegen militärische Ziele im Iran als eine Übung der Selbstverteidigung und als Antwort auf den Angriff des Irans mit ballistischen Raketen gegen Israel am 1. Oktober durchführt.“ 

Laut „Wall Street Journal“ waren die USA von Israel im Voraus über die Angriffe informiert worden. Die USA hatten Israel in den vergangenen Wochen eindringlich aufgefordert, keine iranischen Öl- und Atomanlagen anzugreifen. Laut „New York Times“ hatten sich Beamte des Weißen Hauses und des Pentagons in den vergangenen Tagen eng mit Israel über den Umfang und die Art der Ziele beraten, die Israel im Iran angreifen könnten.

Kaum war der israelische Vergeltungsschlag vorüber, spielte Iran ihn auch schon herunter. Der Angriff sei erfolgreich abgewehrt worden, behauptete die Luftabwehreinheit des iranischen Militärs. Es habe nur begrenzten Schaden gegeben. Das genaue Ausmaß werde noch untersucht.

Das Staatsfernsehen zeigte Bilder von Straßen und Märkten in Teheran, um zu demonstrieren, dass das Leben weiter seinen Gang gehe. Die von der Revolutionsgarde kontrollierte Nachrichtenagentur Tasnim bezeichnete die israelischen Schläge als „schwach“, zitierte allerdings später eine anonyme Quelle mit der vagen Aussage, Iran sei „bereit“, auf jede „israelische Aggression“ zu reagieren. Israel werde „eine angemessene Antwort“ erhalten.

Die iranische Führung war offenbar bemüht, sich vorerst nicht unter Zugzwang zu setzen oder zumindest Zeit zu gewinnen, um seine Reaktion abzustimmen. Israel schien die Luftschläge so kalibriert zu haben, dass eine weitere Eskalation vermieden werden könnte.

Die amerikanische Nachrichtenplattform Axios berichtete, Israel habe Iran am Freitag vorab über den Angriff informiert und das Land gedrängt, auf Gegenschläge zu verzichten. Die Botschaft sei über mehrere Drittstaaten an Teheran übermittelt worden. „Die Israelis haben den Iranern klargemacht, was sie grundsätzlich angreifen würden und was nicht“, zitierte das Nachrichtenportal eine „mit der Angelegenheit vertraute Quelle“. Demnach drohte Israel, dass im Falle eines iranischen Gegenschlags eine härtere Antwort folgen werde, insbesondere dann, wenn dabei Israelis getötet oder verletzt würden. Allerdings berichtete die „New York Times“ über ein internes Dokument des israelischen Militärs, in dem eine harte Antwort Irans antizipiert werde.

Am frühen Samstagmorgen gegen 2.30 Uhr Ortszeit waren aus Teheran die ersten Explosionen gemeldet worden. Das israelische Militär sprach von „präzisen Schlägen auf militärische Ziele“. Dreieinhalb Stunden später gab ein Sprecher das Ende der Luftkampagne bekannt. Nach iranischen Angaben wurden Militäranlagen in der Hauptstadt Teheran sowie den Provinzen Khuzestan und Ilam angegriffen. Laut amerikanischen Medienberichten hatten israelische Kampfflugzeuge und Drohnen zunächst Luftabwehrsysteme in den mit Iran verbündeten Nachbarländern Syrien und Irak ausgeschaltet. Anschließend seien in Iran ebenfalls Luftabwehrsysteme sowie Waffenproduktionsstätten und Raketen- und Drohnenstützpunkte angegriffen worden.

Auch Iran hatte vorab Signale gesendet. Vertreter des Regimes hatten der „New York Times“ berichtet, dass Teheran von einem Gegenschlag absehen könnte, wenn Israel nur militärische Ziele ins Visier nehme. Für den Fall, dass auch Öl- oder Atomanlagen getroffen würden, wurde mit bis zu tausend Raketen gedroht.

Auch die Vereinigten Staaten hatten Israel gedrängt, solche Ziele auszusparen, um eine weitere Eskalation zu vermeiden. Am Samstag teilte Washington mit, Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris seien vorab über die Angriffswelle informiert worden, die Vereinigten Staaten hätten sich aber nicht daran beteiligt. Ein ranghoher Regierungsvertreter sagte gegenüber Medien: „Das sollte das Ende des gegenseitigen direkten Beschusses zwischen Israel und Iran sein.“

Quellen:

  • https://www.faz.net/aktuell/politik/krieg-in-nahost/explosionen-in-teheran-israel-meldet-vergeltungsangriff-gegen-iran-110071506.html
  • https://www.prosieben.de/serien/newstime/news/israel-startet-vergeltungsangriff-auf-den-iran-439842
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