19.10.2024
Italien im Umbruch: Eine Fußballnation auf der Suche nach neuer Identität

EM hat Spuren hinterlassen: Ist Italien noch eine große Fußball-Nation?

Italien, eine Nation mit einer stolzen Fußballtradition und vier Weltmeistertiteln, steht an einem kritischen Punkt in ihrer Fußballgeschichte. Die letzten Jahre waren geprägt von Enttäuschungen und einem schleichenden Verlust an sportlicher Identität. Nach dem Gewinn der Europameisterschaft 2021 schien die Zukunft vielversprechend, doch die darauffolgenden Ereignisse haben die Frage aufgeworfen: Ist Italien noch eine große Fußball-Nation?

Die Schatten der Vergangenheit

Die italienische Nationalmannschaft, bekannt als die Squadra Azzurra, hat in der Vergangenheit große Erfolge gefeiert. Doch die verpassten Weltmeisterschaften 2018 und 2022 haben tiefe Spuren hinterlassen. Insbesondere die Niederlage gegen Nordmazedonien in den Playoffs zur WM 2022 war ein Schock für die Fans und die gesamte Fußballgemeinschaft. Diese Rückschläge haben nicht nur das Selbstvertrauen der Spieler erschüttert, sondern auch das Vertrauen der Anhänger in die Mannschaft beeinträchtigt.

Ein neuer Trainer, neue Herausforderungen

Mit Luciano Spalletti, der im August 2023 das Traineramt übernahm, sollte ein Neuanfang eingeleitet werden. Spalletti, der zuvor mit der SSC Neapel Erfolge feierte, steht jedoch vor der Herausforderung, die Mannschaft neu zu formen. Nach dem enttäuschenden Ausscheiden in der EM 2024 gegen die Schweiz hat er die Verantwortung für die Niederlage übernommen und angekündigt, seinen Ansatz zu überdenken. Die Frage bleibt, ob er in der Lage ist, die Squadra Azzurra zurück zu alter Stärke zu führen.

Aktuelle Kaderproblematik

Ein zentrales Problem, mit dem Spalletti konfrontiert ist, ist die Qualität des aktuellen Kaders. Abgesehen von wenigen Ausnahmen wie Torwart Gianluigi Donnarumma und Innenverteidiger Riccardo Calafiori fehlt es an Weltklasse-Spielern. Diese Situation wird durch die Tatsache verstärkt, dass die Mannschaft keine klare Spielidee hat, auf die sie aufbauen kann. Spalletti selbst hat eingeräumt, dass die Mannschaft in der Lage sein muss, sich während eines Spiels anzupassen und das Tempo zu variieren.

Die EM 2024: Ein Wendepunkt?

Die EM 2024 in Deutschland sollte für Italien eine Gelegenheit sein, sich zu rehabilitieren. Doch die Gruppe, in der Italien spielt, ist herausfordernd. Gegner wie Spanien und Kroatien stellen hohe Anforderungen an die Mannschaft. Die bisherigen Leistungen in der Qualifikation und in den Testspielen haben jedoch gezeigt, dass die Squadra Azzurra Schwierigkeiten hat, sich gegen starke Gegner durchzusetzen. Die Frage bleibt, ob Italien in der Lage ist, sich in einem so kompetitiven Umfeld zu behaupten.

Die Reaktion der Medien und der Öffentlichkeit

Nach dem Ausscheiden in der EM 2024 war die Reaktion der italienischen Medien vernichtend. Begriffe wie „Blamage“ und „Katastrophe“ wurden verwendet, um die Leistung der Nationalmannschaft zu beschreiben. Spalletti wurde vorgeworfen, eine zu komplexe Taktik gewählt zu haben, die nicht zur Qualität der Spieler passte. Die Forderungen nach Veränderungen im Trainerteam und im Kader wurden laut, während Verbandschef Gabriele Gravina Spalletti den Rücken stärkte und betonte, dass ein langfristiges Projekt nicht aufgegeben werden sollte.

Die Zukunft der italienischen Fußball-Nation

Die kommenden Jahre werden entscheidend für die Zukunft des italienischen Fußballs sein. Die Nationalmannschaft muss nicht nur ihre sportliche Identität zurückgewinnen, sondern auch das Vertrauen der Fans zurückerobern. Die Entwicklung junger Talente und die Integration neuer Spieler in die Nationalmannschaft sind von entscheidender Bedeutung. Es bleibt abzuwarten, ob Luciano Spalletti in der Lage ist, diese Herausforderungen zu meistern und Italien wieder zu einer der führenden Fußballnationen zu machen.

Insgesamt ist die Frage, ob Italien noch eine große Fußball-Nation ist, komplex und vielschichtig. Die Tradition und die Erfolge der Vergangenheit stehen im Kontrast zu den aktuellen Herausforderungen. Die Hoffnung auf eine positive Wende bleibt, doch es bedarf eines klaren Plans und einer starken Umsetzung, um die Squadra Azzurra zurück auf den richtigen Weg zu bringen.

Quellen: FAZ, Ran, Fussballnationalmannschaft.net, Wort, Transfermarkt.

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