1.12.2024
Kairoer Gespräche und anhaltende Konflikte im Nahen Osten

Hamas verhandelt in Kairo über Waffenruhe – Israelische Armee setzt Angriffe fort

Vertreter der Hamas und ägyptische Geheimdienstmitarbeiter haben sich im Gazastreifen getroffen, um über eine mögliche Waffenruhe mit Israel zu sprechen. Dies bestätigte ein hochrangiger Hamas-Vertreter gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Gleichzeitig veröffentlichte die Hamas ein Video, das einen 20-jährigen israelisch-amerikanischen Soldaten zeigt, der den künftigen US-Präsidenten Donald Trump bittet, sich für die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen einzusetzen. Der republikanische Senator Lindsey Graham erklärte laut dpa, Trump strebe noch vor seinem Amtsantritt im Januar eine Waffenruhe und ein Geiselabkommen an.

In Tel Aviv demonstrierten Angehörige der etwa 100 Geiseln und forderten eine Waffenruhe sowie die Freilassung ihrer Verwandten. Sie äußern die Befürchtung, dass die Geiseln, von denen viele nach über einem Jahr Gaza-Krieg vermutlich nicht mehr leben, einen weiteren Winter in den „Terror-Tunneln“ nicht überleben könnten. Die Mutter des im Video gezeigten Soldaten sprach laut dpa mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu. Dieser habe ihr versichert, dass nach der Waffenruhe mit der Hisbollah im Libanon nun die Voraussetzungen für die Heimkehr aller Geiseln geschaffen seien. Netanjahus Büro hingegen erklärte lediglich, man setze sich mit aller Kraft für die Rückkehr der Geiseln ein – eine Aussage, die Netanjahu seit dem Hamas-Angriff in Israel mit 1.200 Toten und 250 Verschleppten am 7. Oktober 2023 bereits mehrfach getätigt hat. Die Gespräche in Kairo fanden am 1. Dezember 2024 statt (Zeit Online, 01.12.2024).

Trotz der Verhandlungen setzte die israelische Armee ihre Angriffe im Gazastreifen fort. Palästinensischen Angaben zufolge wurden dabei mindestens 120 Menschen getötet, ohne Unterscheidung zwischen Kombattanten und Zivilisten. Diese Angaben konnten zunächst nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden. Die israelische Armee behauptet regelmäßig, die palästinensischen Opferzahlen seien zu hoch. Die israelische Armee gab außerdem bekannt, einen Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) gezielt getötet zu haben, da dieser angeblich in das Massaker im Oktober 2023 verwickelt gewesen sei. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete fünf Tote bei dem Angriff auf ein Fahrzeug in der Nähe von Chan Junis, darunter drei lokale WCK-Mitarbeiter. WCK unterbrach daraufhin seinen Einsatz und erklärte, man verfüge nur über unvollständige Informationen und versuche, weitere Details zu klären. Man habe keine Kenntnis von Verbindungen der Fahrzeuginsassen zum Massaker. Auch ein Mitarbeiter von Save the Children wurde getötet, ob bei demselben Angriff, ist unklar (dpa).

Trotz der seit Mittwoch geltenden Waffenruhe mit der Hisbollah griff Israels Armee nach eigenen und libanesischen Angaben am Samstag erneut Ziele im Libanon an. Begründet wurden die Angriffe mit Verstößen bewaffneter Gruppen gegen das Abkommen. In einem Fall soll ein mit Panzerfäusten und anderer militärischer Ausrüstung beladenes Fahrzeug von der israelischen Luftwaffe angegriffen worden sein. Ein weiterer Angriff richtete sich gegen Hisbollah-Mitglieder, die sich einer Anlage der Miliz genähert haben sollen. Das libanesische Gesundheitsministerium meldete einen Verletzten bei einem israelischen Luftangriff in der Nähe von Sidon. Die israelische Armee gab an, das Ziel sei ein Raketenwerfer gewesen, nachdem dort „terroristische Aktivitäten in einer Hisbollah-Einrichtung“ festgestellt worden seien. Südlich von Beirut fand am Abend eine Gedenkveranstaltung für den ehemaligen Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah statt, der Ende September bei einem israelischen Luftangriff getötet worden war. Die mühsam ausgehandelte Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah beinhaltet unter anderem Maßnahmen zur Verhinderung der Wiederbewaffnung der Miliz und den schrittweisen Abzug israelischer Bodentruppen aus dem Libanon innerhalb von 60 Tagen. Beide Seiten haben sich gegenseitig Verstöße gegen die Vereinbarung vorgeworfen (dpa).

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