Saudi-Arabien verstärkt seinen Einfluss im Weltsport deutlich. Eine aktuelle Studie von Play the Game, einer Initiative des Dänischen Instituts für Sportstudien, belegt über 900 Sponsoring-Verträge des Königreichs in diversen Sportarten. Wie SportsPro berichtet, verdeutlicht die Untersuchung die saudische Strategie, Sport als Instrument für Soft Power, Imagepflege und globalen Einfluss zu nutzen.
Die am 2. Dezember 2024 veröffentlichte Studie identifizierte 910 Sponsoring-Vereinbarungen und 1.412 Positionen in 207 saudischen Organisationen. Der Public Investment Fund (PIF) ist mit 346 Sponsorings der aktivste Akteur. Allein 71 Verträge stammen von dem Ölkonzern Aramco, der unter anderem FIFA-Sponsor ist, wie die F.A.Z. berichtet. Diese Zahl übertrifft bereits die Gesamtzahl der von Play the Game im Jahr 2023 ermittelten Sponsorings. Zu den jüngsten Sponsoring-Aktivitäten des PIF zählen unter anderem Partnerschaften mit der Association of Tennis Professionals (ATP), der Women’s Tennis Association (WTA) und dem Fußballverband Concacaf.
Das saudische Engagement dehnt sich laut SportsPro zunehmend auf Sportarten wie Tennis und Snooker aus. Das Königreich war 2024 außerdem Gastgeber seines ersten UFC-Events und des ersten Esports World Cups. Eine zentrale Rolle in der Sportstrategie des Landes spielt das sechsmonatige Riyadh Season Festival. In diesem Jahr fanden im Rahmen des Festivals mehrere hochkarätige Boxkämpfe statt, darunter Tyson Fury gegen Oleksandr Usyk und Artur Beterbiev gegen Dmitry Bivol, sowie WWE-Veranstaltungen, ein UFC-Event und das Tennis-Exhibitionsturnier „Six Kings Slam“.
Die Analyse von Play the Game zeigt, dass Fußball mit 194 Sponsorings am meisten von den saudischen Investitionen profitiert, gefolgt von Boxen (123) und Golf (92). Motorsport und Mixed Martial Arts (MMA) belegen die Plätze vier und fünf. Wie Sporting Intelligence berichtet, hat Saudi-Arabien bereits über 10 Milliarden Pfund in Fußball, Boxen, Golf, MMA, Esports, Motorsport, Cricket und Tennis investiert. Die tatsächlichen Ausgaben dürften jedoch noch erheblich höher sein, da viele der saudischen Deals intransparent sind. Zusätzlich zu den 910 Sponsorings hat Saudi-Arabien 46 Absichtserklärungen mit nationalen Fußballverbänden, zwei mit Konföderationen und sechs mit einzelnen Vereinen unterzeichnet.
Saudi-Arabien wird voraussichtlich am 11. Dezember auf dem FIFA-Kongress als Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft 2034 bestätigt werden, da es der einzige Bewerber ist. Wie die F.A.Z. berichtet, erhielt das Land in einem kürzlich veröffentlichten FIFA-Evaluierungsbericht eine Rekordbewertung. Stanis Elsborg, Leiter von Play the Game und Mitautor des Berichts, betont, dass die sportlichen Ambitionen Saudi-Arabiens weit über den Sieg von Spielen oder die Ausrichtung von Turnieren hinausgehen. Es handle sich um eine strategische Anstrengung, das globale Image des Königreichs zu verbessern und Sport als Instrument geopolitischen Einflusses einzusetzen. Das Verständnis dieser Strategie sei entscheidend, um die wahren Hintergründe zu erfassen.
Die wachsende Präsenz Saudi-Arabiens im internationalen Sport zieht jedoch auch Kritik auf sich. Wie t-online berichtet, haben über 100 Profifußballerinnen aus 24 Ländern die FIFA aufgefordert, den Sponsorenvertrag mit dem saudi-arabischen Ölkonzern Aramco zu beenden. Sie werfen Saudi-Arabien vor, mit milliardenschweren Investitionen im Sportsponsoring von der Menschenrechtslage im Land ablenken zu wollen. Die FIFA verteidigt die Partnerschaft jedoch und argumentiert, dass die Sponsoringeinnahmen dem Frauenfußball zugutekämen.
Auch die mögliche Beteiligung des PIF an DAZN, über die watson.ch berichtet, wirft Fragen auf. Der saudi-arabische Staatsfonds erwägt Berichten zufolge eine Minderheitsbeteiligung in Höhe von einer Milliarde US-Dollar an dem Sportstreamingdienst. Dies könnte die Beziehungen zwischen DAZN und Saudi-Arabien weiter vertiefen, da der Streamingdienst bereits eine Reihe von Sportarten aus dem Wüstenstaat überträgt.
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