Das Emirat Katar hat seine Rolle als Vermittler zwischen Israel und der Hamas im Nahostkonflikt aufgegeben. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 09.11.2024 berichtete, begründete die Führung in Doha diesen Schritt mit dem mangelnden Willen beider Konfliktparteien, konstruktiv an einer neuen Waffenstillstandsvereinbarung zu arbeiten. Aus Sicht Katars gebe es zu wenig aufrichtiges Interesse an einer Einigung. Das Emirat habe die amerikanische Regierung sowie Israel und die Hamas über seine Entscheidung informiert. Katar wolle sich nicht instrumentalisieren lassen und nicht hinnehmen, dass sich die Akteure auf Kosten des Emirats ein politisches Druckmittel verschafften und die öffentliche Wahrnehmung täuschten, so die FAZ weiter.
Die Zukunft des Hamas-Verbindungsbüros in Doha, das 2012 in Abstimmung mit den Vereinigten Staaten eingerichtet worden war, ist ungewiss. Obwohl Katar die Notwendigkeit eines solchen Büros nun nicht mehr sieht, liegt den Hamas-Funktionären laut FAZ noch kein Ultimatum zur Auflösung der Vertretung vor. Wie die Nachrichtenagentur APA am 09.11.2024 meldete, dementierte die Hamas Berichte, wonach ihre Vertreter aufgefordert worden seien, Katar zu verlassen. Auch die Information über den Rückzug Katars aus der Vermittlerrolle habe man nicht von der katarischen Regierung erhalten, so die Hamas gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Ein vollständiger Rückzug Katars aus den Vermittlungsbemühungen scheint jedoch nicht ausgeschlossen. Wie die Tagesschau am 09.11.2024 online berichtete, signalisierte Katar der US-Regierung seine Bereitschaft, wieder zu vermitteln, sobald beide Seiten "die aufrichtige Bereitschaft zeigen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren". Ähnlich äußerte sich auch eine diplomatische Quelle gegenüber der FAZ: Sollte es zu einer Sackgasse in den Verhandlungen kommen und beide Seiten ernsthaft einen Weg zur Beendigung des Krieges und des Leids der Zivilbevölkerung suchen, wäre Katar bereit, erneut zu vermitteln.
Wie ntv am 09.11.2024 berichtete, hatte Katar bereits im April angekündigt, seine Rolle als Mediator neu zu bewerten. Die Hamas-Führung verlegte daraufhin ihr Büro kurzzeitig in die Türkei, kehrte aber nach zwei Wochen auf Verlangen Israels und der USA nach Doha zurück. Seit der letzten Waffenruhe im November 2023, die von Katar, den USA und Ägypten vermittelt worden war und eine einwöchige Feuerpause sowie die Freilassung von Geiseln ermöglichte, waren die Verhandlungen ins Stocken geraten. Hamas und Israel beschuldigen sich gegenseitig, eine Einigung zu blockieren.
Der Rückzug Katars erfolgt vor dem Hintergrund zunehmender Spannungen und Frustration über den ausbleibenden Fortschritt in den Verhandlungen. Wie die FAZ berichtet, hatte es in Doha schon länger Unmut über politische Manöver gegeben, die eine Übereinkunft unmöglich machten. Der Sprecher des katarischen Außenministeriums, Majid al-Ansari, äußerte gegenüber der FAZ seine Frustration über den Mangel an Ernsthaftigkeit seitens der Konfliktparteien und kritisierte den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, der eine Einigung hintertreibe und versuche, Katar zum Sündenbock zu machen. Laut ZDF vom 09.11.2024 hatten die USA die Hamas aufgefordert, Katar zu verlassen, nachdem diese wiederholt Vorschläge zur Freilassung von Geiseln abgelehnt hatte. Amerikanische Regierungsvertreter begründeten dies damit, dass Anführer von Terrorgruppen, die Amerikaner getötet und als Geiseln halten, nicht in Partnerländern der USA willkommen seien.
Der Krieg im Gazastreifen war durch den Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Wie t-online am 09.11.2024 berichtete, startete Israel daraufhin einen massiven Militäreinsatz.
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