Die Zahl der Kirchenaustritte in Nordrhein-Westfalen bleibt auch 2024 hoch, obwohl ein neuer Höchststand unwahrscheinlich ist. Laut einer Stichprobenumfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bei den Amtsgerichten der größten Städte zeichnet sich dieser Trend ab. Wie die Zeit (https://www.zeit.de/news/2024-11/18/zahl-der-kirchenaustritte-in-nrw-weiter-hoch) berichtet, sind in Köln bis zum 12. November 10.965 Menschen aus der Kirche ausgetreten, verglichen mit 14.665 im gesamten Jahr 2023. In Wuppertal verließen bis einschließlich Oktober 1953 Personen die Kirche, im Vergleich zu 1730 im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
In einigen Städten liegen die Austrittszahlen deutlich unter denen des Vorjahres. In Düsseldorf beispielsweise haben sich bis zum 11. November 4834 Menschen von der Kirche getrennt, im Vergleich zu 8873 im gesamten Jahr 2023. In Münster traten bis zum Ende des dritten Quartals 3254 Menschen aus der Kirche aus, verglichen mit 4438 im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Ähnliche Entwicklungen zeigen sich in Bonn, Dortmund und Bielefeld, wo die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls rückläufig sind.
2023 verzeichnete Nordrhein-Westfalen einen leichten Rückgang der Kirchenaustritte. Laut NRW-Justizministerium traten 197.012 Menschen aus der Kirche aus, verglichen mit 223.509 Austritten im Jahr 2022. Dieser Rückgang folgt auf einen jahrelangen Trend des Mitgliederschwunds in der evangelischen und katholischen Kirche. Experten führen dies auf gesellschaftliche Veränderungen zurück. Während in der Nachkriegszeit die kirchliche Sozialisation die Norm war, ist dies heute nur noch bei einer Minderheit der Fall. Zusätzlich sinkt die Zahl der regelmäßigen Gottesdienstbesucher auch unter den Kirchenmitgliedern, was zu einer weiteren Entfremdung von der Kirche führt und Austritte wahrscheinlicher macht.
Eine Studie der Universität Freiburg aus dem Jahr 2019 prognostizierte eine Halbierung der katholischen und evangelischen Kirchenmitglieder auf knapp 23 Millionen bis 2060. Eine Untersuchung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) aus dem Jahr 2023 ergab, dass 56 Prozent der deutschen Bevölkerung sich als uneingeschränkt nicht religiös bezeichnen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sieht darin eine schwindende religiöse Ansprechbarkeit der Bevölkerung.
Die Gründe für Kirchenaustritte sind vielfältig und reichen von den Missbrauchsskandalen und der finanziellen Misswirtschaft bis hin zu einer generellen Abwendung von religiösen Institutionen. Die sinkenden Mitgliederzahlen stellen die Kirchen vor große Herausforderungen und zwingen sie, neue Wege zu finden, um Menschen anzusprechen und ihre Relevanz in der modernen Gesellschaft zu behaupten.
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