19.10.2024
Klimawandel und Hitzeschutz: Grüne fordern Umdenken in der Stadtplanung
Klimawandel: Grüne werfen Senat Ignoranz beim Hitzeschutz vor

Klimawandel: Grüne werfen Senat Ignoranz beim Hitzeschutz vor

In Anbetracht des fortschreitenden Klimawandels sind Hitzeperioden in städtischen Gebieten wie Berlin zunehmend eine reale Bedrohung. Angesichts dieser Entwicklungen haben die Grünen, vertreten durch ihren Fraktionschef Werner Graf, den schwarz-roten Senat der Stadt scharf kritisiert. Graf wirft dem Senat vor, die notwendigen Maßnahmen zum Hitzeschutz zu ignorieren und fordert ein Umdenken in der Stadtplanung und -entwicklung.

Die Warnung der Grünen

Graf äußerte in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur, dass Berlin dringend hitzefest und wetterfest gemacht werden müsse. „Diese Debatte muss in dieser Stadt geführt werden. Wenn wir uns jetzt davor drücken, werden wir in zehn oder 15 Jahren in einer katastrophal heißen Stadt leben“, warnte er. Die Forderungen der Grünen beziehen sich nicht nur auf eine Verbesserung der bestehenden Infrastruktur, sondern auch auf grundsätzliche Änderungen in der Bauordnung.

Kritik an der aktuellen Baupolitik

Ein zentrales Anliegen der Grünen ist die Notwendigkeit, mehr Grünflächen in der Stadt zu schaffen. Graf kritisierte, dass im Rahmen der neuen Bauordnung die Ökologisierung weitgehend gestrichen wurde. „Das neue Schneller-Bauen-Gesetz ist eigentlich ein Schneller-Baumfällen-Gesetz“, sagte er. Dies führe dazu, dass der Baumbestand in der Stadt abnimmt, während gleichzeitig mehr als doppelt so viele Bäume gefällt werden, als neu gepflanzt werden. Graf fordert, dass bei Neubauten mindestens ein Fünftel der Fläche als Grünfläche ausgewiesen und begrünt werden muss, um den Bedürfnissen der Stadtbevölkerung gerecht zu werden.

Maßnahmen zur Verbesserung des Hitzeschutzes

Die Grünen schlagen eine Reihe von konkreten Maßnahmen vor, um die Stadt klimaresilienter zu gestalten:

- Bei Neubauten soll mindestens ein Fünftel der Fläche als Grünfläche ausgewiesen werden. - Jedes Dach ab einer Fläche von 30 Quadratmetern sollte begrünt werden, anstelle der aktuellen Regelung von 100 Quadratmetern. - Es soll eine Pflicht zur Fassadenbegrünung eingeführt werden. - Hinterhöfe sollen begrünt und entsiegelt werden, um die Versiegelung der Flächen zu reduzieren. - Schottergärten sollen verboten werden.

Die Bedeutung der Entsiegelung

Ein weiterer wichtiger Punkt im Kampf gegen die Hitze ist die Entsiegelung von Flächen. Graf betont, dass nicht nur die Hitze ein Problem darstellt, sondern auch die Wasserknappheit in der Stadt. „Wir müssen die Entsiegelung voranbringen, auch damit wir in Berlin auf Dauer Grundwasser haben, das wir trinken und von dem wir leben können“, erklärte er. Die Folgen der Klimakrise, insbesondere in städtischen Gebieten, sind bereits spürbar. Graf verweist auf die steigenden Temperaturen, die durch den Klimawandel verursacht werden und die Städte besonders stark treffen. Er warnt, dass die Temperaturen in Städten um 2 bis 3 Grad höher sein könnten als der globale Durchschnitt.

Die alarmierenden Statistiken

Die Dringlichkeit von Maßnahmen gegen die Hitze wird auch durch alarmierende Statistiken untermauert. Laut dem Statistischen Bundesamt starben in Berlin im Jahr 2022 insgesamt 416 Menschen an hitzebedingten Erkrankungen, was zwölfmal so viele Todesfälle sind wie im Straßenverkehr. Graf bezeichnete diese Zahlen als dramatisch und kritisierte, dass der Senat das Thema nicht ernst nehme.

Vergleich mit anderen Städten

Graf weist darauf hin, dass andere Städte wie Singapur, New York, Paris und Kopenhagen bereits Maßnahmen ergriffen haben, um ihre urbanen Räume hitzefester zu gestalten. „Schwarz-Rot in Berlin geht zurück in die 50er Jahre und setzt auf eine Stadt aus Stein“, kritisierte er. Der Vergleich mit diesen Städten soll verdeutlichen, dass es möglich ist, auch in urbanen Umgebungen effektive Lösungen zu finden, um die negativen Auswirkungen des Klimawandels abzumildern.

Ergebnisse des Hitze-Checks

Die Deutsche Umwelthilfe hat in einer Untersuchung festgestellt, dass viele Städte in Deutschland ihren Bewohnern nicht ausreichend Schutz vor sommerlicher Hitze bieten. Berlin belegt in einem bundesweiten Städteranking Platz 21 und schneidet damit im Vergleich zu anderen Städten wie Hamburg, München oder Frankfurt besser ab. Diese Ergebnisse basieren auf der Auswertung von Satellitendaten, die die Flächenversiegelung und die Grünausstattung in 190 Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern vergleichen.

Der Weg nach vorn

Die Grünen sehen in den vorgeschlagenen Maßnahmen nicht nur eine Möglichkeit, die Lebensqualität in Berlin zu verbessern, sondern auch eine essentielle Notwendigkeit, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. „Es ist Zeit, gegenzusteuern“, appelliert Graf. Die Forderungen nach mehr Grünflächen, einer besseren Stadtplanung und einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den Folgen des Klimawandels stehen im Mittelpunkt der politischen Agenda der Grünen in Berlin.

Fazit

Der Klimawandel stellt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit dar, insbesondere in urbanen Räumen, wo die Auswirkungen besonders stark spürbar sind. Die Forderungen der Grünen nach mehr Engagement und einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema Hitzeschutz sind ein notwendiger Schritt, um Berlin als lebenswerten Ort für zukünftige Generationen zu erhalten. Es bleibt abzuwarten, ob der Senat auf die Kritik reagiert und die vorgeschlagenen Maßnahmen ernsthaft in Betracht zieht.

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