Zum ersten Mal in der Geschichte des Kölner Karnevals regiert ein queeres Dreigestirn. Prinz René I., Bauer Michael und Jungfrau Marlis, alle Mitglieder der StattGarde Colonia Ahoj, repräsentieren die Stadt Köln in der Session 2025. Wie die F.A.Z. berichtet, ist die StattGarde ein queerer Karnevalsverein, der erst 2003 gegründet wurde. Der Einzug des Dreigestirns in ihre "Hofburg", das Hotel, in dem sie während der Session residieren, fand standesgemäß per KD-Schiff statt, wie yeswe.koeln berichtet.
Die Proklamation des Dreigestirns im Januar im Kölner Gürzenich wurde von Oberbürgermeisterin Henriette Reker vorgenommen, wie der WDR berichtete. Dabei übergab sie Prinz René I. die Pritsche, Bauer Michael den Stadtschlüssel und Jungfrau Marlis den Spiegel. Wie die F.A.Z. weiter ausführt, rief Jungfrau Marlis bei der Proklamation zu Toleranz auf und erhielt dafür stehende Ovationen. Ein befürchteter Shitstorm blieb aus, obwohl homophobe Gags in der Vergangenheit Teil des Karnevalsrepertoires waren. Bauer Michael, bürgerlich Michael Samm, erzählte der Deutschen Presse-Agentur (zitiert von der F.A.Z. und Mannschaft.com), dass in früheren Zeiten Menschen den Saal verließen oder ihnen den Rücken zukehrten, wenn queere Karnevalsgesellschaften einmarschierten.
Die Rolle des Dreigestirns im Kölner Karneval ist traditionell hoch angesehen. Wie die F.A.Z. erklärt, repräsentieren der Prinz die Regentschaft, der Bauer die Wehrhaftigkeit und die Jungfrau die Uneinnehmbarkeit der Stadt. Die Krone der Jungfrau symbolisiert dabei die Stadtmauern. André Schulze Isfort, Ehrenpräsident der StattGarde, bezeichnete das Dreigestirn als "die höchsten Repräsentanten der Stadt Köln" während des Karnevals.
Der Kölner Karneval steht heute für Vielfalt und Toleranz. Wie Mannschaft.com und web.de unter Berufung auf die DPA berichten, sieht Bauer Michael die Homosexualität des Dreigestirns im Rheinland nicht mehr als Thema, da sie "mitten in der Gesellschaft angekommen" seien. Jungfrau Marlis, bürgerlich Hendrik Ermen, bestätigte dies und fügte hinzu, dass seine erzkatholische Familie in dieser Session "die stolzesten Eltern in ganz Deutschland" seien.
Wie queer.de berichtet, eröffneten tausende Menschen am Rosenmontag die neue Karnevalssession. Prinz René I. kommentierte im WDR-Fernsehen, dass die sexuelle Orientierung in Köln keine Rolle spiele und es "einfach normal" sei. Oberbürgermeisterin Reker sieht in dem queeren Dreigestirn ein Zeichen für die Offenheit der Stadt.
Die StattGarde hat sich seit ihrer Gründung stetig weiterentwickelt und wurde mehrfach ausgezeichnet, so die F.A.Z.. Die Auswahl des Dreigestirns erfolgt durch das Festkomitee, das die Kandidaten streng prüft. Die genauen Kriterien und weiteren Bewerber bleiben jedoch, laut Schulze Isfort, ein "Staatsgeheimnis".
Das queere Dreigestirn setzt ein wichtiges Zeichen für Toleranz in Zeiten wachsender Intoleranz, wie die F.A.Z. betont. Während Prinz René I. die Bedeutung ihrer Rolle zunächst herunterspielte, setzt er das Thema nun offensiv auf die Agenda. Schulze Isfort berichtet von einer großen Welle der Sympathie und nur vereinzelten Gegenstimmen.
Verwendete Quellen:
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/koelner-karneval-erstes-queeres-dreigestirn-feiert-vielfalt-110322389.html
https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/proklamation-erstes-queeres-dreigestirn-koeln-100.html
https://yeswe.koeln/der-koelner-karneval-hat-das-erste-queere-dreigestirn-alaaf/
https://www.queer.de/detail.php?article_id=51606
https://web.de/magazine/panorama/koeln-erstes-queeres-dreigestirn-40701050
https://mannschaft.com/a/erstes-queeres-dreigestirn-wir-gehoeren-dazu
