Die deutsche Start-up-Szene wird derzeit von einer kontroversen Debatte um den Umgang mit der AfD erschüttert. Auslöser waren Äußerungen prominenter Gründer und Investoren, die eine Koalition zwischen CDU und AfD nach der Bundestagswahl im Februar 2025 ins Spiel brachten. Wie die F.A.Z. am 14. November 2024 berichtete, forderte Christian Reber, Gründer der App Wunderlist, CDU-Chef Friedrich Merz öffentlich auf, sich für ein solches Bündnis zu öffnen. Reber argumentierte, dass die Ignoranz der Wählerstimmen für die AfD die Partei langfristig stärken und zu einer rechten Mehrheit im Jahr 2029 führen könnte.
Diese Forderung stieß auf breite Resonanz, sowohl Zustimmung als auch scharfe Kritik. Wie die Süddeutsche Zeitung am 13. November 2024 berichtete, schaltete sich auch der Investor Frank Thelen in die Debatte ein und äußerte Verständnis für die Sorgen der Gründer. Gleichzeitig betonte er, dass er weiterhin auf eine Regierungsbildung ohne die AfD hoffe. Der CDU-Politiker Thomas Jarzombek, ehemaliger Start-up-Beauftragter der Bundesregierung, wies die Forderung nach einer Koalition mit der AfD entschieden zurück und verwies auf die unvereinbaren Wertefundamente der beiden Parteien. Laut F.A.Z. argumentierte Jarzombek, dass die CDU an Europa und die Westbindung glaube, während die AfD diese Werte zerstören wolle.
Christian Miele, ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Start-up-Verbands, hatte den Anstoß für die Diskussion gegeben. Wie Gründerszene am 13. November 2024 berichtete, sieht Miele in möglichen Koalitionen zwischen CDU und Grünen oder CDU und SPD die Gefahr „fauler Kompromisse“. Er befürchtet, dass die Wähler, die mehrheitlich eine bürgerlich-rechte Politik wollten, dadurch frustriert und die AfD gestärkt werden könnte.
Die Debatte verdeutlicht die zunehmende Polarisierung innerhalb der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft im Umgang mit der AfD. Während einige Gründer und Investoren eine pragmatische Zusammenarbeit anstreben, um die AfD einzubinden und ihre Wählerschaft zu berücksichtigen, lehnen andere eine Koalition aufgrund der grundlegend unterschiedlichen Wertevorstellungen kategorisch ab. Wie die F.A.Z. weiter berichtete, hält sich der Deutsche Start-up-Verband offiziell aus der Debatte heraus und betont seine Überparteilichkeit.
Die politische Stimmungslage innerhalb der Start-up-Szene ist jedoch heterogen. Während die Grünen und die FDP laut dem Deutschen Startup Monitor die meisten Anhänger unter Gründern haben, verzeichnet die AfD dort eine deutlich geringere Zustimmung als in der Gesamtbevölkerung. Wie t3n am 13. November 2024 berichtete, befürworten weder Reber noch Miele die AfD. Miele bezeichnete die Partei sogar als "Katastrophe". Beide Gründer äußerten lediglich ihre Sorge über die mögliche Entwicklung der politischen Landschaft und die Folgen einer andauernden Ignoranz der Wählerstimmen für die AfD.
Die Diskussion um den Umgang mit der AfD in der Start-up-Szene wird die deutsche Wirtschaft und Politik weiter beschäftigen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Debatte entwickelt und welche Auswirkungen sie auf die zukünftige politische Landschaft haben wird.
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