September 28, 2024
Kritik und Technologie im Fokus der Tesla-Fabrik in Grünheide

André Thierig, Werkleiter der Tesla-Fabrik in Grünheide, steht vor einer gigantischen Gussmaschine. „Die Gießerei ist ein technologisches Highlight der Fabrik“, sagt er. In der über 220.000 Quadratmeter großen Halle wird Aluminium geschmolzen und zu Karosserieteilen gegossen. Mit diesem von Tesla entwickelten Verfahren wird die Anzahl der Einzelteile für eine Karosserie deutlich reduziert, was Zeit und Kosten im Karosseriebau spart. So berichtet die F.A.Z..

Doch die Fabrik steht nicht nur wegen ihrer innovativen Technologien im Fokus. Unangekündigte Hausbesuche bei krankgeschriebenen Mitarbeitern sorgen für Kritik. Der hohe Krankenstand, der laut Tesla in den Sommermonaten teilweise 15 Prozent oder mehr erreicht hat, war der Auslöser für die Hausbesuche. Laut Werksleiter Thierig seien Hausbesuche nichts Ungewöhnliches und würden von vielen Unternehmen durchgeführt. Man habe an die Arbeitsmoral der Belegschaft appellieren wollen. Die IG Metall hingegen kritisiert die Hausbesuche als „abwegige Aktion“ und sieht die Ursache für den hohen Krankenstand in der hohen Arbeitsbelastung in der Fabrik. In Grünheide in Brandenburg stellt Tesla seit mehr als zwei Jahren Elektroautos her. Dort arbeiten nach Unternehmensangaben knapp 12.000 Beschäftigte.

Tesla-Chef Elon Musk kündigte an, sich persönlich ein Bild von der Lage in Grünheide zu machen. „Das klingt verrückt. Ich schaue mir das an“, kommentierte er einen Beitrag auf X, der den vermeintlich außergewöhnlich hohen Krankenstand des Werks thematisierte.

Auf einer Betriebsversammlung berichtete Personalchef Erik Demmler laut Handelsblatt von gemischten Erfahrungen bei den Hausbesuchen. Während einige Mitarbeiter aufgeschlossen reagiert hätten, habe man bei anderen das Gefühl gehabt, dass sie die Tür nur widerwillig geöffnet hätten. Die Tesla-Chefs seien jedoch nicht gekommen, um Forderungen zu stellen, sondern um sich nach dem Befinden der Mitarbeiter zu erkundigen und Unterstützung anzubieten. Die Resonanz sei jedoch häufig „latent aggressiv“ gewesen.

Die Betriebsratsvorsitzende Michaela Schmitz betonte, dass auch der Betriebsrat es für inakzeptabel halte, wenn Mitarbeiter auf Kosten ihrer Kollegen regelmäßig fehlten. Dirk Schulze, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen, sieht die Hausbesuche als weiteren Beleg für den Umgang mit dem hohen Krankenstand. Seiner Meinung nach sollte die Werkleitung den Teufelskreis aus Personalmangel, Druck auf Kranke und Überlastung der Gesunden durchbrechen, anstatt Hausbesuche durchzuführen.

Der Arbeitsrechtler Till Heimann von der Kanzlei Kliemt weist darauf hin, dass solche Hausbesuche nicht verboten sind, wenn der Arbeitgeber den Verdacht hat, dass die Krankmeldung missbräuchlich ist.

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