Das Bild „Nebelschwaden“ von Caspar David Friedrich erlangte im Jubiläumsjahr des Romantikers besondere Aufmerksamkeit, wie die FAZ berichtet. Tausende von Kunstinteressierten besuchten Ausstellungen anlässlich seines 250. Geburtstags und vertieften sich in seine Studien über Naturphänomene, zu denen auch dieses Gemälde zählt.
Weniger beschaulich verlief jedoch das Jahr 1994 für das kleine Gemälde mit der einsamen Hütte. Es wurde Teil eines der spektakulärsten Kunstdiebstähle der deutschen Nachkriegsgeschichte. Gemeinsam mit zwei Gemälden des britischen Malers William Turner, „Light and Colour“ und „Shade and Darkness“, wurde es am 28. Juli aus der Ausstellung „Goethe und die Kunst“ in der Frankfurter Kunsthalle Schirn gestohlen. Der Versicherungswert der drei Werke betrug damals 70 Millionen Mark.
Drei Täter hatten sich am Abend im Museum einschließen lassen und überwältigten in der Nacht einen Wachmann. Anschließend schraubten sie die Gemälde von den Wänden. Die beiden Turner-Bilder waren eine Leihgabe der Londoner Tate Gallery, das Friedrich-Gemälde stammte aus der Hamburger Kunsthalle.
Obwohl zwei Mitglieder der Diebesbande und ein Hehler gefasst und zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden, blieben die Hintergründe der Tat und die Hintermänner bis heute im Dunkeln. Die Täter schwiegen eisern über ihre Auftraggeber und den Verbleib der Beute. Ein Verdächtiger, der in Kreisen der Frankfurter „Jugoslawen-Mafia“ vermutet wurde, konnte nie verurteilt werden, da die Beweise nicht ausreichten.
Die Geschichte nahm jedoch eine überraschende Wendung, als die Londoner Tate Gallery eine geheime Operation startete, um die gestohlenen Turner-Gemälde zurückzuerlangen. Der damalige Direktor, Sir Nicholas Serota, handelte mit der Versicherung, die den Schaden beglichen hatte, eine Rückkaufoption aus. Für den Fall, dass die Gemälde wieder auftauchen sollten, konnte die Tate Gallery das Eigentumsrecht für ein Drittel der Versicherungssumme zurückerwerben.
Ein verdeckter Ermittler von Scotland Yard nahm daraufhin Kontakt mit dem Anwalt des Hauptverdächtigen auf, um diesen als Mittelsmann zu gewinnen. Nach langwierigen Verhandlungen und einer filmreifen Geldübergabe auf einer Parkbank in Bad Homburg konnte das erste Turner-Gemälde „Shade and Darkness“ im Jahr 2000 nach London zurückgebracht werden. Zwei Jahre später gelang es auf ähnliche Weise, auch das zweite Gemälde „Light and Colour“ zurückzuerlangen.
Auch das Friedrich-Gemälde „Nebelschwaden“ tauchte wieder auf. Der Frankfurter Anwalt, der bereits die Rückgabe der Turner-Bilder vermittelt hatte, bot es der Hamburger Kunsthalle zum Rückkauf an. Nach zähen Preisverhandlungen und einer Vorauszahlung aus eigenen Mitteln konnte der Anwalt das Gemälde schließlich an die Kunsthalle zurückgeben. Die beiden Hehler, die ihm das Bild verkauft hatten, setzten sich nach Brasilien ab, um einer Verhaftung und der Rache der Frankfurter Unterwelt zu entgehen.
Der spektakuläre Kunstraub aus der Schirn wirft bis heute Fragen auf. Die Hintermänner wurden nie gefasst, und die Umstände der Wiederbeschaffung der Gemälde bleiben undurchsichtig. Fest steht jedoch, dass die Kunstwelt drei ihrer Schätze zurückgewinnen konnte, wenn auch auf ungewöhnlichem Weg.
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