Christian Lindners Auftritt bei Sandra Maischberger, kurz nach dem Bruch der Ampelkoalition, sorgte für Aufsehen. Der ehemalige Finanzminister betonte sowohl im Bundestag als auch in der Talkshow sein Gefühl der Befreiung nach dem Ausscheiden aus dem Amt. Wie die FAZ in ihrer Analyse vom 14. November 2024 beschreibt, wirkte diese Aussage jedoch eher wie eine Schutzreaktion, eine Art Verdrängung der tatsächlichen emotionalen Belastung. Der Journalist Christian Geyer-Hindemith hinterfragt in der FAZ, ob Lindners Selbstdarstellung der Befreiung nicht vielmehr eine Performance, ein rein darstellerisches Ereignis sei, das inhaltlich gar nicht beantwortbar ist.
Lindner wiederholte bei Maischberger seine bereits im Bundestag geäußerte Kritik an der deutschen Wirtschaftspolitik. Er warnte vor einem dramatischen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit seit 2014, dem Abbau zehntausender Arbeitsplätze und der realen Angst vieler Menschen um ihren Job. Diese Argumentation, so Geyer-Hindemith in der FAZ, bringt Lindner regelmäßig vor, wenn die Frage nach der Verantwortung für das Scheitern der Ampelkoalition aufkommt. Während andere Regierungsmitglieder versuchen, von den wirtschaftlichen Problemen abzulenken, stellt Lindner diese in den Mittelpunkt.
Lindner präsentierte bei Maischberger sein 18-seitiges Papier, in dem er eine Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik fordert, um die Handlungsfähigkeit Deutschlands innen- und außenpolitisch zu sichern. Er betonte, dass es sich dabei nicht um ein Diktat, sondern um einen Vorschlag handele. Sandra Maischberger konfrontierte ihn mit der Kritik, seine Vorschläge seien unzumutbar und würden von anderen Koalitionspartnern nicht akzeptiert. Die FAZ berichtet, wie Lindner Maischberger vorwarf, in ihrer Betrachtung nicht objektiv zu sein und betonte, dass Habecks Vorschläge, im Gegensatz zu seinen eigenen, eine Überregulierung bedeuten würden. Als Beispiel nannte er Habecks Plan, jede Investition in der deutschen Wirtschaft pauschal mit zehn Prozent zu fördern, was laut Lindners Berechnungen zu zusätzlichen Schulden von bis zu 48 Milliarden Euro führen könnte.
Trotz der angespannten Situation bemühte sich Lindner um Höflichkeit gegenüber Maischberger, Habeck und Scholz. Seine Körpersprache und Mimik verrieten jedoch die innere Anspannung. Am Ende des Gesprächs blickte er, laut FAZ, bereits nach vorne und sprach von seinem Kampf für eine „neue Mehrheit einer anderen Politik“. Seinen Auftritt schloss er mit den Worten: „Und das, Frau Maischberger, führt dazu, dass ich trotz aller Widerstände, trotz aller Häme, die mich manchmal begleitet, jeden Morgen gerne aufstehe.“
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