„Ich bin eine Feindin im eigenen Land“, mit diesen Worten beschreibt die Schriftstellerin Lizzie Doron ihre aktuelle Gefühlswelt im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Doron, die seit Jahrzehnten in Tel Aviv lebt, erlebt seit dem Ausbruch des Krieges vor einem Jahr eine Realität, die von Angst, Unsicherheit und dem Verlust gemeinsamer Lebensentwürfe geprägt ist.
Das Schreiben, so Doron, ist für sie zum Zufluchtsort geworden, der einzige Ort, an dem sie ihre Gefühle frei artikulieren kann. Die neue Realität, die sie umgibt, findet ihren Ausdruck in ihren Texten. In einem Tagebuch hält sie die Ereignisse seit Kriegsbeginn fest, die sich tief in ihr Leben und das ihrer Familie eingegraben haben.
Die Ungewissheit und die Angst vor dem Unbekannten sind zu ständigen Begleitern geworden. Der Schutzraum in ihrer Wohnung hat sich zu einem zentralen Ort entwickelt, ein beklemmendes Symbol für die allgegenwärtige Bedrohung.
Doch der Krieg hat nicht nur das Leben im Außen verändert, sondern auch tiefe Gräben innerhalb der Gesellschaft aufgerissen. Familien werden durch unvereinbare politische Ansichten entzweit, der offene Diskurs ist dem Streben nach Sieg und Rache gewichen.
Dorons eigene Familie ist von dieser Entwicklung nicht verschont geblieben. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, musste sie nach einem Streit über die Unterstützung für den rechtsextremen Politiker Itamar Ben-Gvir den Kontakt zu einem Cousin abbrechen.
Die Eskalation der Gewalt hat auch dazu geführt, dass Dorons Kinder Israel verlassen haben. Ihre Tochter lebt mit ihrer Familie in Washington, ihr Sohn in Deutschland. Obwohl sie selbst die Möglichkeit hätte, Israel zu verlassen, fühlt sie sich den Menschen verpflichtet, die zurückbleiben.
Inmitten des Leids und der Verzweiflung findet Doron Trost und Kraft in der Sprache. Sie erzählt die Geschichte ihrer besten Freundin, die nach einer Transplantation einer Augenhornhaut von einem gefallenen Soldaten wieder sehen kann. Eine Geschichte, die die Komplexität des Konflikts und die Verflechtungen der Schicksale auf ergreifende Weise verdeutlicht.
Trotz des Verlustes, der Angst und der Ungewissheit, die der Krieg mit sich bringt, hält Lizzie Doron an ihrer Hoffnung auf Frieden fest. Sie schreibt, um die Erinnerungen wachzuhalten, um den Opfern eine Stimme zu geben und um vielleicht doch noch einen Weg aus der Spirale der Gewalt zu finden.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Lizzie Doron über ein Jahr Krieg in Israel und ihre verlorene Identität“
- Weitere Quellen: DNND, Süddeutsche Zeitung, Die Zeit