9.12.2024
Metas Schattenarbeiter Der Kampf um Würde und psychische Gesundheit

Meta-Content-Moderatoren appellieren an EU-Parlament für verbesserte Arbeitsbedingungen

Content-Moderatoren, die im Auftrag eines Meta-Dienstleisters arbeiten, haben sich in einem Brief an das EU-Parlament gewandt und ihre prekären Arbeitsbedingungen angeprangert. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) berichtet, klagen die Mitarbeiter über unzureichende psychologische Betreuung, niedrige Löhne und inakzeptable Arbeitsumstände. Sie fordern die EU-Abgeordneten dazu auf, gesetzliche Regelungen zu schaffen, die ihre Situation verbessern.

Die Moderatoren sind tagtäglich mit extrem belastenden Inhalten wie Videos von Exekutionen, Suiziden und Kinderpornografie konfrontiert. Diese ständige Exposition führt laut den Verfassern des Briefes, der von „Netzpolitik.org“ veröffentlicht wurde, zu psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen. Turi2.de berichtet zudem, dass die Moderatoren den Stundenlohn von 14,89 Euro als nicht angemessen für die Intensität und den emotionalen Stress ihrer Arbeit empfinden. Auch die von Meta angebotenen Schulungen seien häufig oberflächlich und bereiteten nicht ausreichend auf die konfrontierenden Inhalte vor.

Die F.A.Z. zitiert aus dem Brief, in dem die Moderatoren Meta vorwerfen, von ihrer Arbeit zu profitieren, sich aber nicht um die „katastrophalen Arbeitsbedingungen“ zu kümmern. Die Auslagerung der Content-Moderation an Subunternehmen wird als Versuch interpretiert, sich der Verantwortung zu entziehen. Die Moderatoren betonen, dass sie „keine Maschinen“ seien und nicht endlos verstörende Inhalte sichten könnten, ohne dass dies psychische Folgen hat.

Die angebotenen psychologischen Unterstützungsmaßnahmen sind laut der Kritik unzureichend und aufgrund des hohen Arbeitstempos kaum in Anspruch zu nehmen. Die wenigen Pausenzeiten reichten nicht aus, um den immensen mentalen Druck zu verarbeiten. Die Moderatoren fordern vom EU-Parlament Gesetze, die angemessene Löhne und einen garantierten Zugang zu psychologischer Betreuung sicherstellen. Darüber hinaus sollten Plattformbetreiber verpflichtet werden, Transparenz über ihre Content-Moderationspraktiken zu schaffen.

Die F.A.Z. erinnert an den Fall von Cengiz Haksöz, der im Juni 2023 vor dem Digitalausschuss des Deutschen Bundestags über seine Erfahrungen als Content-Moderator für Telus, ein Subunternehmen von Meta, aussagte. Haksöz berichtete, im Rahmen seiner Tätigkeit 4000 Stunden Gewalt und Terror gesehen zu haben, was zu erheblichen psychischen Belastungen führte. Kurz nach seiner Aussage wurde er von Telus freigestellt. Telus begründete die Freistellung laut F.A.Z. mit einer internen Untersuchung und einem Verstoß gegen Arbeitsbedingungen durch Haksöz, ohne den Verstoß zu konkretisieren. Wie der Deutsche Bundestag auf seiner Webseite berichtet, schilderte Haksöz dem Ausschuss, dass letztendlich nicht Künstliche Intelligenz, sondern ein Mensch über die Inhalte entscheide. Auch der Whistleblower Daniel Motaung berichtete dem Ausschuss von seinen Erfahrungen mit Meta in Kenia und den dort vorherrschenden Arbeitsbedingungen.

Die F.A.Z. verweist zudem auf einen Fall aus dem Jahr 2020, in dem Meta 52 Millionen Dollar an ehemalige Mitarbeiter zahlte, die aufgrund ihrer Tätigkeit psychische Probleme entwickelt hatten. Im Jahr 2023 verklagten Mitarbeiter des kenianischen Meta-Subunternehmens Sama ihren Arbeitgeber wegen angeblich illegaler Entlassungen.

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