Nach einem Jahr im Amt präsentiert sich Javier Mileis Präsidentschaft in Argentinien als ein Mix aus wirtschaftlichen Fortschritten und heftigen Debatten über seinen Politikstil und die Auswirkungen seiner Reformen auf die Gesellschaft. Die F.A.Z. hebt hervor, dass der libertäre Ökonom die Hyperinflation schnell eindämmen konnte. Ausgeglichene Staatshaushalte, positive Handelsbilanzen, wachsende Reserven und stabile Wechselkurse deuten auf eine wirtschaftliche Erholung hin. Auch international findet Mileis wirtschaftsliberaler Kurs Zustimmung bei den Märkten und liberalen Kräften.
Trotz dieser positiven Entwicklungen bleibt die wirtschaftliche Lage in Argentinien angespannt. Wie die Tagesschau berichtet, leidet die Hälfte der Bevölkerung unter Armut, während Ungleichheit und Arbeitslosigkeit zugenommen und die Wirtschaftstätigkeit abgenommen hat. Viele Argentinier*innen spüren die Folgen der Inflation und der Sparmaßnahmen im Alltag. Steigende Lebensmittelpreise bei gleichzeitig niedrigen Löhnen belasten vor allem Rentner*innen und Familien.
Über die wirtschaftlichen Schwierigkeiten hinaus zieht Mileis aggressive Rhetorik Kritik auf sich. Die F.A.Z. beschreibt, wie er politische Gegner und kritische Journalist*innen attackiert. Diese Rhetorik wird von seinen Anhänger*innen im Internet verstärkt und führt zur Verbreitung von Hass und Hetze. Die argentinische Journalistenvereinigung beklagt ein feindseliges und einschüchterndes Klima. Mileis Pressesprecher rechtfertigt den Stil des Präsidenten mit dem Hinweis auf die Meinungsfreiheit. Laut einer in der F.A.Z. zitierten Umfrage geben zwei Drittel der Argentinier*innen an, dass Hass und Intoleranz seit Mileis Amtsantritt zugenommen haben.
Die Deregulierung des Wohnungsmarktes durch Milei hat laut Tagesschau einen Immobilienboom ausgelöst, während gleichzeitig die Obdachlosigkeit steigt. Die Aufhebung des Mietgesetzes führte zwar zu einem größeren Wohnungsangebot, aber auch zu höheren Mieten und prekären Wohnverhältnissen für viele.
Mileis Wirtschaftspolitik mag auf einem rationalen Programm basieren und erste Erfolge vorweisen, doch sein Konfrontationskurs wird von vielen Beobachtern als unnötig und kontraproduktiv bewertet. Die NZZ bezeichnet Milei als Pragmatiker, der Argentinien wieder auf den richtigen Weg gebracht hat. Andere Medien und Expert*innen sehen seine Politik kritischer und verweisen auf die negativen sozialen Folgen. Mileis Vergangenheit, die von Gewalt und Isolation geprägt war, wird von einigen als mögliche Erklärung für sein Verhalten herangezogen. Seine enge Beziehung zu seiner Schwester Karina und seinen geklonten Hunden wird in der F.A.Z. thematisiert.
International findet Milei Unterstützung bei der neuen Rechten in Amerika, insbesondere bei Donald Trump. Beide Politiker lehnen den Sozialismus ab, doch in anderen Bereichen, wie dem Protektionismus, könnten ihre Ansichten divergieren.
Nach einem Jahr im Amt zeigt sich, dass Javier Milei ein polarisierender Präsident ist, dessen Bilanz sowohl Erfolge als auch Misserfolge aufweist. Seine Wirtschaftspolitik hat positive Ergebnisse erzielt, jedoch zu hohen sozialen Kosten. Sein aggressiver Politikstil und die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft geben Anlass zur Besorgnis.