Die Herkunft von Kulturgütern aus ehemaligen Kolonien rückt immer stärker in den Mittelpunkt des Interesses. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste fördert mit erheblichen finanziellen Mitteln die Untersuchung der Herkunft dieser Sammlungsbestände. Wie die ZEIT am 3. Dezember 2024 berichtete, wurden in diesem Jahr 17 Projekte mit insgesamt 2,33 Millionen Euro unterstützt (Quelle). Museen und Universitäten gehören zu den geförderten Institutionen, die die Wege nachverfolgen, wie die Objekte in deutsche Sammlungen gelangten. Ein Kernpunkt der Forschung ist die Frage nach einer möglichen gewaltsamen Aneignung in der Kolonialzeit.
Konkret wird zum Beispiel das Institut für Anatomie der Universität Leipzig unterstützt. Dort befindet sich eine Schädelsammlung aus dem späten 19. Jahrhundert, deren afrikanische und südamerikanische Bestände nun gründlich untersucht werden. Ein weiteres Projekt an der Universität Kassel beschäftigt sich mit der kolonialen Jagd und deren Folgen. Gemeinsam mit afrikanischen Partnern wird der Umgang mit Jagdtrophäen in deutschen Sammlungen diskutiert. Auch die Rückgabe von menschlichen Überresten, wie im Fall der Leipziger Schädelsammlung, ist Gegenstand der geförderten Projekte.
Auch das Museum Stade widmet sich der deutschen Kolonialgeschichte mit einer Ausstellung, die Objekte aus dem heutigen Tansania zeigt. Diese stammen aus der ethnografischen Sammlung des Museums und werden im Rahmen eines vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Provenienzforschungsprojekts untersucht. Die Sammlung basiert auf Objekten des Botanikers Karl Braun, der für das Amani Institut, eine wichtige Forschungsstation während der Kolonialzeit, tätig war (Quelle). Die Aufarbeitung geschieht in Zusammenarbeit mit dem National Institute for Medical Research Tanzania (NIMR) und unter Einbeziehung künstlerischer Perspektiven.
Die Förderung solcher Projekte zeigt das wachsende Bewusstsein für die komplexen Zusammenhänge von Kultur und Kolonialgeschichte. Die Kulturstiftung des Bundes unterstützt mit dem Programm "360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft" ebenfalls die diversitätsorientierte Öffnung von Kultureinrichtungen (Quelle). Die Auseinandersetzung mit der Herkunft von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten ist ein wichtiger Schritt zur Aufarbeitung der Vergangenheit und für eine gerechtere Zukunft.
Die Finanzierung von Forschungsprojekten zur Herkunft von Kulturgütern aus ehemaligen Kolonien leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte. Wie ein Artikel des Stern zeigt, befinden sich in deutschen Museen und Universitäten zahlreiche Objekte aus dieser Zeit, darunter Jagdtrophäen und menschliche Überreste (Quelle). Die Erforschung ihrer Herkunft und die Frage nach einer möglichen unrechtmäßigen Aneignung stehen im Mittelpunkt dieser Bestrebungen.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) spielte schon in der Weimarer Republik eine wichtige Rolle bei der Förderung der Afrikaforschung, wie aus dem historischen Archiv der DFG hervorgeht (Quelle). Die damalige Förderung war jedoch oft mit kolonialpolitischen Interessen verknüpft. Heute liegt der Schwerpunkt auf einer kritischen Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte und der Rückgabe unrechtmäßig erworbener Kulturgüter.