Nach über einem Jahr kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon trat am Mittwochmorgen um 4 Uhr Ortszeit (3 Uhr MEZ) eine von den USA und Frankreich vermittelte Waffenruhe in Kraft. Kurz zuvor, so der stern, kam es noch zu intensivem Beschuss von beiden Seiten: Israelische Luftangriffe auf Beirut standen Raketenbeschuss der Hisbollah auf Nordisrael gegenüber. Die zunächst auf 60 Tage befristete Waffenruhe sieht den Rückzug israelischer Bodentruppen aus dem Libanon sowie die Verlegung der Hisbollah-Einheiten nördlich des Litani-Flusses, etwa 30 Kilometer von der israelischen Grenze entfernt, vor. Rund 5000 Soldaten der libanesischen Armee sollen, unterstützt von Frankreich, in den Südlibanon einrücken und dort die Kontrolle übernehmen. Laut stern sollen die Vereinten Nationen langfristig die Einhaltung des Waffenstillstands überwachen.
Die Tagesschau meldet, dass die Waffenruhe bisher hält. In Beirut waren kurz nach Inkrafttreten Freudenschüsse zu hören, und tausende Menschen begannen, in den Süden des Landes zurückzukehren. Die libanesische Armee rief die Bevölkerung jedoch zur Geduld auf und riet, mit der Rückkehr bis zum vollständigen Abzug der israelischen Truppen zu warten. Ein Sprecher des israelischen Militärs erklärte auf X (ehemals Twitter), dass die Armee vorerst im Südlibanon stationiert bleibe. Die Süddeutsche Zeitung schildert die Rückkehr der Menschen in die südlichen Vororte Beiruts, die Dahieh, und die damit verbundenen Hoffnungen auf Frieden.
Die Reaktionen auf den Waffenstillstand fallen unterschiedlich aus. US-Präsident Joe Biden sprach von "guten Nachrichten" und nannte eine "dauerhafte Beendigung der Feindseligkeiten" als Ziel. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu warnte die Hisbollah vor Verstößen gegen die Vereinbarung und bekräftigte Israels Recht auf Selbstverteidigung. Der französische Präsident Emmanuel Macron sieht in der Waffenruhe eine Chance für den Libanon. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock bezeichnete die Waffenruhe als "Lichtblick für die gesamte Region", so die Tagesschau.
Der Weser-Kurier zitiert die Nahost-Expertin Kristin Helberg, die die langfristige Haltbarkeit der Waffenruhe bezweifelt. Sie sieht in der Vereinbarung eher einen Erfolg für Netanjahu, der die Hisbollah militärisch geschwächt habe, ohne Zugeständnisse im Gazastreifen machen zu müssen. Der SPIEGEL analysiert die Hintergründe des Waffenstillstands und die Rolle der USA bei der Vermittlung. Er hebt auch die komplexere Situation im Gazastreifen hervor, wo eine vergleichbare Einigung mit der Hamas schwieriger erscheint.
Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass sich die Hisbollah trotz militärischer Verluste als Sieger darstellt. Viele Libanesen sind jedoch vor allem kriegsmüde und wünschen sich die Rückkehr in ihre Häuser und Dörfer. Ob der Waffenstillstand Bestand hat und den Weg zu einem dauerhaften Frieden ebnet, muss sich erst zeigen.
Quellen: - Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/meinung/libanon-waffenruhe-israel-hisbollah-kommentar-lux.4mNn1MvaMjGxFvq4Eppvmh?reduced=true - stern: https://www.stern.de/politik/ausland/israak--waffenruhe-zwischen-israel-und-hisbollah-in-kraft-35261890.html - Tagesschau: https://www.tagesschau.de/ausland/waffenruhe-israel-hisbollah-libanon-100.html - Weser-Kurier: https://www.weser-kurier.de/politik/ausland/waffenruhe-ein-bisschen-frieden-doc7y8im66q3b4a8i8eaxv - SPIEGEL: https://www.spiegel.de/ausland/israel-und-hisbollah-wie-es-zur-waffenruhe-im-libanon-kam-a-28f04a65-bc15-495a-8485-bddecc97d299 - Tagesschau: https://www.tagesschau.de/ausland/asien/waffenruhe-israel-hisbollah-102.html - ZDF: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/waffenruhe-libanon-israel-nahost-100.html - stern: https://www.stern.de/politik/ausland/libanon-und-israel-beschliessen-waffenruhe--ein-bisschen-frieden-35261276.html