25.12.2024
Nachfolgelücke im deutschen Mittelstand gefährdet Tausende Firmen

Generationswechsel im deutschen Mittelstand steht bevor

Ein signifikanter Anteil deutscher mittelständischer Unternehmen steht vor einem Wechsel in der Führung. Wie die Zeit (Zeit Online, 25.12.2024) berichtet, sind fast 40 Prozent dieser Unternehmen reif für eine Übergabe. Grundlage dieser Aussage ist eine Analyse der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, die Unternehmen mit Inhabern über 60 Jahren als potenzielle Übergabekandidaten betrachtet. Konkret bedeutet dies, dass in naher Zukunft bei etwa 145.000 von insgesamt 373.400 Mittelständlern die Unternehmensführung wechseln wird. Die Analyse berücksichtigte Firmen, die älter als zehn Jahre sind, zwischen 5 und 500 Mitarbeiter beschäftigen, eine mittelstandstypische Rechtsform wie die GmbH haben und bei denen natürliche Personen mindestens 50 Prozent der Anteile halten.

Besonders stark vom bevorstehenden Generationswechsel betroffen ist die Dienstleistungsbranche mit etwa 53.000 Unternehmen. Auch im Handel (37.000) und im verarbeitenden Gewerbe (27.500) stehen in den kommenden Jahren zahlreiche Führungswechsel an. Die Suche nach geeigneten Nachfolgern gestaltet sich oft schwierig, wie der Tagesspiegel (Tagesspiegel, o.D.) berichtet. Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, führt die Komplexität der Übergabe auf die starke emotionale Bindung vieler Inhaber an ihre Unternehmen zurück. Viele Unternehmer kümmern sich zu spät um die Nachfolgeplanung und finden dann keine geeigneten Kandidaten. Die Konsequenz: Sie führen ihre Unternehmen oft bis ins hohe Alter fort.

Neben der engen Inhaberbindung sieht Hantzsch weitere Ursachen für die Nachfolgelücke. Der Fachkräftemangel, der demografische Wandel und eine veränderte Arbeitsmoral erschweren die Suche nach geeigneten Nachfolgern. Die Verantwortung für ein Unternehmen und die damit verbundene Mitarbeiterführung wird, besonders von jüngeren Menschen, häufig als zu belastend wahrgenommen. Auch das steigende unternehmerische Risiko schreckt potenzielle Nachfolger ab. Hantzsch warnt vor den Folgen: Im schlimmsten Fall müssen Betriebe schließen und verschwinden vom Markt. Eine Umfrage der Industrie- und Handelskammern in NRW bestätigt diese Befürchtung: Jedes zehnte Unternehmen rechnet mit keiner Nachfolge und bereitet sich auf eine Schließung vor (FLZ, 25.12.2024).

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, existieren in einigen Bundesländern Initiativen zur Nachfolgersuche. Baden-Württemberg bietet beispielsweise ein Informationsportal mit Unterstützungsangeboten. Auch an verschiedenen Hochschulen in Deutschland, unter anderem in Berlin, Deggendorf, Münster, München und Sankt Augustin, werden Studiengänge zu den Themen Unternehmensgründung und -nachfolge angeboten.

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