Der Wohnungsmarkt befindet sich im Wandel. Angesichts steigender Kosten und dem wachsenden Bedürfnis nach nachhaltigem Leben, zeichnen sich neue Trends ab, die das Wohnen der Zukunft prägen werden. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) in einem Artikel vom 09.11.2024 berichtet, spielen dabei Holz als Baumaterial, Nachverdichtung und flexible Raumkonzepte eine entscheidende Rolle.
Am Beispiel eines Bauprojekts am Hessenring in Rüsselsheim verdeutlicht die F.A.Z. die aktuellen Entwicklungen. Dort werden bestehende Wohnsiedlungen aus den 1960er Jahren nachverdichtet, um neuen Wohnraum zu schaffen, ohne zusätzliche Grundstücke erwerben zu müssen. Die bestehenden Häuser werden aufgestockt und durch kleinere Neubauten, sogenannte „Satelliten“, ergänzt, die über Brücken mit den Altbauten verbunden sind. Diese Strategie ermöglicht nicht nur eine effizientere Nutzung des vorhandenen Raums, sondern trägt auch zur Schaffung barrierefreier Wohnungen bei. In den Satelliten-Gebäuden befinden sich rollstuhlgerechte Wohnungen und Aufzüge, die auch den Zugang zu den bestehenden Wohnungen barrierefrei ermöglichen. So können ältere Mieter länger in ihren gewohnten Wohnungen bleiben.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verwendung von Holz als Baumaterial. Sowohl die Aufstockungen als auch die Satelliten-Gebäude werden aus Holz konstruiert. Hendrik Tovar, Partner bei ffm Architekten, betont in der F.A.Z. die ökologischen Vorteile sowie die Zeitersparnis durch die Verwendung von Holz. Dank digitaler Planung und Vorfertigung könne ein Satelliten-Gebäude mit sechs Wohnungen innerhalb von nur vier Wochen aufgestellt werden. Zudem seien die Wände dünner als bei Mauerwerk, was der Wohnfläche zugutekomme. Auch das Raumklima und die ästhetische Wirkung der Holzfassade werden positiv hervorgehoben.
Neben den Baumaterialien verändern sich auch die Wohnungsgrundrisse. Christiane Varga, Soziologin und Mitglied des Expertennetzwerks des Frankfurter Zukunftsinstituts, beobachtet einen Trend hin zu gemeinschaftlich genutzten Räumen. So werden Funktionen, die früher innerhalb der Wohnung untergebracht waren, zunehmend in gemeinschaftliche Bereiche wie Partyräume, Werkstätten, Gästezimmer oder Co-Working-Spaces ausgelagert. Die F.A.Z. nennt als Beispiel die Wohnungsgesellschaft GWH, die in ihrer Großsiedlung am Ben-Gurion-Ring in Frankfurt gemeinschaftlich nutzbare Aufenthaltsräume einrichtet.
Experimentelle Wohnformen wie Clusterwohnungen mit kleinen Privaträumen und großzügigen Gemeinschaftsflächen sind laut F.A.Z. bisher noch selten. Hendrik Tovar bezweifelt, dass sich diese Wohnform flächendeckend durchsetzen wird. Er sieht eher flexible Wohnungsgrundrisse im Kommen, die sich an verändernde Familiengrößen anpassen lassen. So kann die Anzahl der Räume je nach Bedarf durch Türen oder Leichtbauwände vergrößert oder verkleinert werden.
Angesichts der hohen Baukosten rückt auch die Entwicklung kompakterer Wohnungen in den Fokus der Architekten. Christiane Varga betont in der F.A.Z. die zunehmende Individualisierung der Lebensläufe und die damit einhergehende Diversifizierung der Wohnbedürfnisse. Während Clusterwohnungen und Einfamilienhäuser weiterhin ihre Berechtigung haben, werden sich offene Grundrisse ohne abgegrenzte Räume ihrer Meinung nach nicht durchsetzen, da der Wunsch nach Privatsphäre und Ruhe weiterhin besteht.
Der Klimawandel spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei den Wohntrends der Zukunft. Neben energetischen Standards und Heizungsarten müssen sich Wohnungen auch an die veränderten klimatischen Bedingungen anpassen. Große Fensterflächen, die zu einer Überhitzung der Räume führen können, gehören laut F.A.Z. der Vergangenheit an. Neben der Wohnung selbst spielt auch das Umfeld eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden der Bewohner.
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