22.11.2024
Nan Goldin in Berlin Retrospektive zwischen Intimität und Kontroverse

Nan Goldins fotografisches Werk in Berlin: Zwischen Intimität und Kontroverse

Die Neue Nationalgalerie in Berlin präsentiert eine umfassende Retrospektive des Werks von Nan Goldin. Unter dem Titel "This Will Not End Well" sind bis zum 6. April Diashows und Filme der US-amerikanischen Künstlerin zu sehen, die intime Einblicke in ihr Leben und das ihres Umfelds gewähren. Wie Andreas Kilb in der F.A.Z. berichtet, wird die Ausstellung jedoch von Goldins kontroverser Haltung zum Nahostkonflikt überschattet. Goldin, die eigentlich Filmemacherin werden wollte, schuf im Laufe ihrer Karriere rund ein Dutzend Diashows, die Tausende von Bildern umfassen und wie persönliche Filme wirken. Themen wie Drogenabhängigkeit, Intimität, Tod und die queere Szene New Yorks in den 1980er Jahren prägen ihr Werk. Ihr berühmtester Zyklus, "The Ballad of Sexual Dependency", zeigt Schnappschüsse aus dem Leben ihres Freundeskreises, intime und teils verschwommene Porträts, die, wie stern.de berichtet, die Grenzen des Privaten und Öffentlichen überschreiten. Die Ausstellung in Berlin ist in sechs abgedunkelte Pavillons gegliedert, die verschiedene Werkreihen präsentieren. Neben der "Ballad of Sexual Dependency" ist auch "Sisters, Saints, Sibyls" zu sehen, eine Arbeit, die sich Goldins Kindheit und dem Verhältnis zu ihrer verstorbenen Schwester Barbara widmet. Der Tagesspiegel erwähnt, dass die Künstlerin mit ihren Arbeiten aus ihrem persönlichen Umfeld und der LGBTQ+-Community Tabus gebrochen und sich für Akzeptanz eingesetzt hat. Wie die F.A.Z. weiter ausführt, wechselte die "Ballad of Sexual Dependency" im Laufe der Zeit ihren Charakter. Anfangs als Tagebuch ihres "Stammes" von Außenseitern verstanden, wurde sie im Zuge der Aids-Krise zum Grabmal einer verlorenen Generation. Später galt sie als Manifest sexueller Befreiung. In der Berliner Nationalgalerie, wo die "Ballade" in einer Version von 2022 gezeigt wird, vermischen sich diese Perspektiven. Goldins jüdische Herkunft wird in der Ausstellung nur durch ein Detail angedeutet: eine hebräische Inschrift auf dem Grabstein ihrer Schwester Barbara, der die Dreikanal-Installation "Sisters, Saints, and Sibyls" gewidmet ist. Laut F.A.Z. enthüllt diese Installation das "Betriebsgeheimnis" von Goldins Werk und zeigt den Einfluss des Suizids ihrer Schwester auf ihr Leben und ihre Kunst. Die NZZ berichtet, dass Goldins antiisraelische Haltung, die sie öffentlich kundtut, die Ausstellung in Berlin überschattet. Die Künstlerin wurde Mitte Oktober bei einer antiisraelischen Demonstration in New York festgenommen. Trotz der Kontroverse betont die F.A.Z., dass Goldins Arbeiten nichts mit Israelkritik oder Antisemitismus zu tun haben. Wie das Kunstforum International berichtet, lebte Goldin in den 1980er Jahren in West-Berlin und dokumentierte die dortige Subkultur. Die Ausstellung in der Berlinischen Galerie zeigte Fotografien aus dieser Zeit. Goldin beschrieb Berlin als einen Ort, an dem sie sich "zu Hause" fühlte. Goldin ist auch für ihren Kampf gegen die Sackler-Familie bekannt, die Eigentümer eines Pharmaunternehmens, das für die Opioid-Krise mitverantwortlich gemacht wird. Die Künstlerin war selbst opioidabhängig. Die Dokumentation "All the Beauty and the Bloodshed" über diesen Kampf gewann 2022 den Goldenen Löwen in Venedig. Wie stern.de berichtet, thematisiert auch die Retrospektive in Berlin die Drogensucht. Die Ausstellung "This Will Not End Well" wurde im Oktober 2022 in Stockholm eröffnet und war anschließend in Amsterdam zu sehen. Nach Berlin sind weitere Stationen in Mailand und Paris geplant. Kuratiert wird das Gesamtprojekt von Fredrik Liew, Chefkurator am Moderna Museet in Stockholm. Der SPIEGEL berichtet über Goldins frühere Ausstellungen und ihre Bildserie "The Ballad of Sexual Dependency", die sie als Dia-Show mit rund 700 Bildern und Musik unterlegt präsentiert. Quellen: - Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.): https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst-und-architektur/nan-goldins-fotografien-in-der-berliner-nationalgalerie-110128689.html - stern.de: https://www.stern.de/kultur/ausstellung--ekstase--drogen-und-verlust--nan-goldins-diashows-in-berlin-35250672.html - Der Tagesspiegel: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/ausstellung-ekstase-drogen-und-verlust-nan-goldins-diashows-in-berlin-12753686.html - monopol-magazin.de: https://www.monopol-magazin.de/nan-goldin-berlin - Der Spiegel: https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/fotografin-nan-goldin-ein-tagebuch-sexueller-abhaengigkeit-a-653324.html - Neue Zürcher Zeitung (NZZ): https://www.nzz.ch/feuilleton/nan-goldin-zeigt-in-berlin-ihr-werk-ueber-ihre-israel-kritik-redet-sie-nicht-ld.1858495 - Kunstforum International: https://www.kunstforum.de/artikel/nan-goldin/
Weitere
Artikel