Die NATO kommt mit dem Aufbau ihres neuen Ukraine-Kommandos (NSATU - NATO Security Assistance and Training for Ukraine) in Wiesbaden gut voran, wie ein NATO-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mitteilte. Wie die Zeit berichtet, geschieht dies noch vor der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump im Januar. Truppen aus über einem Dutzend Nationen arbeiten derzeit am Aufbau des Kommandos. NATO-Generalsekretär Mark Rutte hatte im Oktober prognostiziert, dass das Kommando bis Ende 2024 voll einsatzfähig sein könnte. Die Ukraine sieht nach rund 1000 Tagen Krieg ihrem dritten Kriegswinter entgegen.
Das NSATU wurde im Sommer 2024 beschlossen und soll die Koordinierung von Waffenlieferungen und die Ausbildung ukrainischer Streitkräfte übernehmen. Zuvor lag diese Aufgabe bei den US-Streitkräften, die Ende 2022 im Europa-Hauptquartier der US-Armee in Wiesbaden die Security Assistance Group-Ukraine (SAG-U) mit rund 300 Soldaten aufgestellt hatten. Das neue NATO-Kommando wird mit rund 700 Mitarbeitern, darunter etwa 40 Deutsche, deutlich größer sein. Der Zuständigkeitswechsel wird auch als Vorsichtsmaßnahme im Hinblick auf Trumps Amtsantritt gesehen. Der Republikaner hatte in der Vergangenheit Zweifel an der weiteren Unterstützung der Ukraine durch die USA geäußert, wie unter anderem die Borkener Zeitung berichtet.
Rund die Hälfte der 700 Mitarbeiter des Ukraine-Kommandos wird in Wiesbaden stationiert sein. Die andere Hälfte wird an logistischen Knotenpunkten in den alliierten Ländern und beim Oberkommando der Alliierten Streitkräfte in Europa im belgischen Mons tätig sein. Ausbildungs- und Ausrüstungstransfers für die Ukraine werden nicht in Wiesbaden stattfinden, so der NATO-Sprecher. Alle 32 NATO-Staaten haben dem Aufbau des Ukraine-Kommandos zugestimmt und auf einem Gipfel in Washington mindestens 40 Milliarden Euro pro Jahr an langfristiger Sicherheitshilfe zugesagt.
Das Ukraine-Kommando ist auf dem Gelände der US-Armee im Wiesbadener Stadtteil Erbenheim untergebracht. Die Soldaten sollen von Zelten in einen umgebauten Helikopter-Hangar umziehen. Im Stadtteil Mainz-Kastel ist auch das US-Artilleriekommando (2nd Multi-Domain Task Force) stationiert. Der NATO-Sprecher betonte, dass das NSATU ein außerordentliches Engagement der NATO für die Ukraine auf ihrem Weg zur NATO-Mitgliedschaft darstellt. Die Zusammenarbeit zwischen der NATO und der Ukraine begann bereits vor über drei Jahrzehnten.
Mitte Oktober besuchte NATO-Generalsekretär Rutte kurz nach seinem Amtsantritt das neue Ukraine-Kommando in Wiesbaden und traf dort auch mit dem deutschen Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) zusammen. Der US-Militärstandort Wiesbaden-Erbenheim verfügt über zahlreiche Einrichtungen, von Kindertagesstätten bis hin zu Fitnessstudios.