Der Schriftsteller und Filmemacher Michel Bergmann beklagt einen Mangel an Empathie mit Juden in Deutschland, insbesondere im Kontext des Nahostkonflikts. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 18. November 2024 berichtete, fühlt sich Bergmann „auf sein Judesein reduziert“ und als „Stellvertreter eines Staates, dessen Bürger ich nicht bin“. Er kritisiert, dass Juden in Deutschland für die Politik Israels verantwortlich gemacht und zum Teil ausgegrenzt würden.
Bergmanns literarisches Werk beschäftigt sich intensiv mit jüdischem Leben in Deutschland. In seinem Debütroman „Die Teilacher“ (2010) erzählt er, wie die Jüdische Allgemeine berichtet, von jüdischen Handelsvertretern in der Nachkriegszeit. Der Roman, der laut Bergmann autobiografische Züge trägt, schildert das Leben seines Onkels und anderer Familienmitglieder in Frankfurt am Main. Die Protagonisten kehren nach dem Krieg widerwillig nach Deutschland zurück, „packen ihre Koffer aber nicht aus“, so Bergmann in einem Interview mit der Jüdischen Allgemeinen vom 25. Februar 2010.
Das Thema der Rückkehr nach Deutschland und die damit verbundenen Schwierigkeiten zieht sich durch Bergmanns Werk. In seiner Erzählung „Alles was war“ (2014) schildert er, wie Dalia Wissgott-Moneta in der Jüdischen Allgemeinen vom 27. Oktober 2014 schreibt, den Alltag jüdischer Familien in der Nachkriegszeit und die Herausforderungen, denen sie sich in der nichtjüdischen Umgebung gegenübersehen. Die Erzählung, die im Frankfurt der 50er-Jahre spielt, vermittelt laut Wissgott-Moneta eindrücklich die Gefühle von Fremdheit und Beklemmung, aber auch den Humor und die Lebenskunst der Überlebenden.
Die Frage nach der Empathie mit Juden in Deutschland wird auch in anderen Kontexten diskutiert. Petra Siegers berichtet auf LinkedIn von einer Buchlesung mit Michel Bergmann in der Mannheimer Synagoge, bei der sie die Frage nach dem Befinden von Juden in Deutschland stellte. Sie betont die Bedeutung persönlicher Begegnungen für das Entstehen von Empathie. Auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, unterstrich in seiner Rede zur Eröffnung des Jüdischen Filmfestivals Berlin-Brandenburg 2017 die Rolle von Filmen, um Empathie zu fördern und Vorurteile abzubauen. Er betonte, dass jüdische Filme, insbesondere israelische Produktionen, oft gesellschaftskritisch seien und unbequeme Fragen stellten, sich aber gleichzeitig durch eine „Liebe zum Menschen“ auszeichneten.
Die Debatte um Empathie mit Juden in Deutschland ist komplex und vielschichtig. Bergmanns Kritik verweist auf die anhaltenden Herausforderungen, denen sich Juden in der deutschen Gesellschaft gegenübersehen. Seine literarischen Werke bieten wertvolle Einblicke in die jüdische Geschichte und Gegenwart und tragen dazu bei, Verständnis und Empathie zu fördern.