September 25, 2024
Neuer Ansatz der SPD für jüngere Wähler auf TikTok

Wahlen: Bätzing-Lichtenthäler fordert neuen Umgang der SPD mit TikTok

Die designierte SPD-Landeschefin Sabine Bätzing-Lichtenthäler hat in einem aktuellen Interview betont, dass die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) einen anderen Umgang mit der Plattform TikTok finden muss, um jüngere Wähler zu erreichen und sie von extremistischen Parteien wie der AfD abzubringen. In einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur äußerte sie, dass Themen wie Inflation, Krieg und Frieden sowie die Suche nach bezahlbarem Wohnraum für viele junge Menschen von großer Bedeutung sind. Diese Themen hätten in den letzten Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg dazu geführt, dass viele junge Wähler ihre Stimme der AfD gegeben haben.

Bätzing-Lichtenthäler sieht die Landtagswahlen als einen Wendepunkt für die Bundes-SPD. Sie hebt hervor, dass die SPD mobilisieren kann, wenn die richtigen Personen und eine authentische, glaubwürdige Ansprache im Vordergrund stehen. Die engagierte Rede von Olaf Scholz zum Haushalt stimme sie hoffnungsvoll, da sie klare und deutliche Botschaften enthielt, die bei den Bürgern ankommen sollten.

Ein zentrales Anliegen von Bätzing-Lichtenthäler ist die frühzeitige Demokratie-Bildung, die bereits in Kindertagesstätten beginnen sollte. Sie betont, dass die SPD die Bürgerinitiative für die Gesellschaft sein müsse und dass es wichtig sei, Menschen zum Mitmachen zu gewinnen. Dazu schlägt sie niedrigschwellige Zugänge wie Gastmitgliedschaften vor, um die Bürgerbeteiligung zu fördern.

Die Politikerin räumt ein, dass die SPD TikTok anfangs unterschätzt hat. Die Plattform wurde zunächst als Ort für Beauty-Tipps und ähnliche Inhalte wahrgenommen, bis die AfD begann, sie aktiv zu nutzen. Bätzing-Lichtenthäler fordert eine Professionalisierung des SPD-Auftritts auf TikTok, um die Sichtbarkeit der Partei zu erhöhen. Sie betont, dass die SPD beim Liken, Teilen und Verbreiten von Inhalten aktiver und disziplinierter sein müsse, um eine größere Reichweite zu erzielen. Allerdings weist sie darauf hin, dass die Produktion von Inhalten zeitintensiv und kostspielig sei, was die Partei vor Herausforderungen stelle.

Ein weiterer Punkt, den Bätzing-Lichtenthäler anspricht, ist die Notwendigkeit, die Inhalte der SPD auf sozialen Medien ansprechend und informativ zu gestalten, ohne in platte oder populistische Aussagen zu verfallen. Sie kritisiert, dass es nicht ausreiche, lediglich alltägliche Bilder wie die Aktentasche von Olaf Scholz oder das Essen in einem Dönerladen zu zeigen. Vielmehr müsse die SPD Inhalte transportieren, die die Menschen wirklich interessieren und die sie zum Nachdenken anregen.

Im Hinblick auf die Diskussion über mögliche Regulierungen von TikTok betont Bätzing-Lichtenthäler, dass das Recht auch auf dieser Plattform gelten müsse. Sie warnt jedoch davor, dass ein Verbot allein nicht ausreiche, um den Einfluss von extremistischen Inhalten zu brechen. Junge Menschen würden sich in diesem Fall einfach eine neue Plattform suchen, was den Kampf gegen Radikalisierung nicht lösen würde.

Die SPD-Politikerin hebt hervor, dass Demokratie-Bildung in Schulen in nahezu jedem Fach integriert werden kann, selbst im Musikunterricht. Sie sieht es als entscheidend an, dass junge Menschen lernen, kritisch mit Informationen umzugehen und die Bedeutung von Demokratie zu verstehen. Formate, bei denen junge Menschen in Stadtratssitzungen teilnehmen oder Abgeordnete in Schulen kommen, könnten dazu beitragen, das Verständnis für politische Prozesse zu fördern.

Ein weiteres Anliegen von Bätzing-Lichtenthäler ist die Gleichstellung der Geschlechter innerhalb der SPD. Als erste Frau an der Spitze der rheinland-pfälzischen SPD ist es ihr wichtig, dass sich die Partei in ihrer Struktur und ihren Angeboten an der Gesellschaft orientiert, in der Frauen etwa 50 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Sie erkennt an, dass viele Frauen aufgrund familiärer Verpflichtungen und der Pflege älterer Angehöriger oft nicht die Energie haben, sich abends in politischen Gremien zu engagieren. Daher müsse die SPD über alternative Strukturen nachdenken, um mehr Menschen für die politische Arbeit zu gewinnen.

Abschließend fordert Bätzing-Lichtenthäler eine klare Sprache und realistische Versprechen in der Politik. Sie kritisiert überzogene Versprechungen, wie etwa die Schaffung von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr, die nicht allein in der Hand der SPD liegen. Es sei wichtig, dass die SPD realistisch bleibt und die Erwartungen der Bürger nicht übersteigt.

Die Aussagen von Sabine Bätzing-Lichtenthäler verdeutlichen den notwendigen Wandel innerhalb der SPD, um den Herausforderungen der modernen politischen Landschaft zu begegnen und jüngere Wähler zu erreichen. Der Umgang mit sozialen Medien wie TikTok wird dabei als zentraler Faktor angesehen, um die Sichtbarkeit und Relevanz der Partei zu erhöhen.

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