Der private Raumfahrtmarkt wird zunehmend zum Schauplatz eines spannenden Wettstreits. Elon Musk und SpaceX dominieren zwar aktuell die Branche, doch Jeff Bezos, Gründer von Amazon, drängt mit seinem Unternehmen Blue Origin verstärkt in diesen Markt. Wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet, könnte Bezos' neue Trägerrakete "New Glenn" bald ihren Jungfernflug absolvieren und die Konkurrenz zu SpaceX intensivieren.
Die beiden Milliardäre verfolgen dabei unterschiedliche Ansätze. SpaceX setzt auf Unabhängigkeit und öffentlichkeitswirksame Experimente, während Blue Origin eher zurückhaltend agiert und mit etablierten Unternehmen wie Boeing und Lockheed Martin kooperiert. Bezos lässt sich von Musks Erfolgen, wie den regelmäßigen Astronautentransporten zur Internationalen Raumstation ISS mit der Crew Dragon oder den Testflügen des Starship, nicht beeindrucken. Die SZ berichtet weiter, dass Bezos mit Kuiper ein eigenes Satellitennetzwerk im All plant, analog zu Musks Starlink. Die Konkurrenz der beiden Unternehmen zeigt sich beispielhaft am Auftrag der NASA zur Entwicklung einer Mondlandefähre. Zunächst ging dieser an SpaceX, woraufhin Blue Origin erfolglos Klage einreichte. Später erhielt Blue Origin dennoch einen Auftrag für eine Mondfähre, da die NASA, so die SZ, stets auf zwei Anbieter setzt.
Die "New Glenn", benannt nach dem US-Astronauten John Glenn, soll am 6. Januar 2025 ihren ersten Flug antreten, berichtet die Rheinische Post (RP). Die fast 100 Meter hohe Rakete soll von Cape Canaveral in Florida starten und könnte bei einem erfolgreichen Start zu einem ernsthaften Konkurrenten für SpaceX werden. Angetrieben wird sie von sieben BE-4-Triebwerken, die mit flüssigem Methan und Sauerstoff funktionieren und bereits in der neuen "Vulcan Centaur" der United Launch Alliance (ULA) eingesetzt werden. Die RP führt weiter aus, dass die erste Stufe der "New Glenn" wiederverwendbar konzipiert ist und nach dem Start auf einem Schiff im Atlantik landen soll. Die zweite Stufe hingegen verglüht in der Atmosphäre. Die Nutzlast des Jungfernflugs ist der "Blue Ring"-Prototyp "Pathfinder", eine Plattform zum Aussetzen, Betanken und Abschleppen von Satelliten.
Laut RP soll die "New Glenn" Nutzlasten von bis zu 45 Tonnen in eine niedrige Erdumlaufbahn befördern können. Blue Origin plant zudem Doppelmissionen mit einem Start, was gegenüber den Einzelmissionen anderer Raumfahrtunternehmen, mit Ausnahme der Ariane-Rakete, einen Vorteil darstellt. Langfristig soll auch die zweite Stufe der Rakete wiederverwendbar werden, um die Startkosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber SpaceX zu steigern. Ein potenzieller Kunde für die "New Glenn" ist Amazon selbst, das mit dem Kuiper-Projekt ein eigenes Satellitennetzwerk aufbauen will. Die Entwicklung der Rakete hat laut RP über 2,5 Milliarden US-Dollar gekostet, die größtenteils von Bezos selbst finanziert wurden.
Der Wettlauf im All zwischen Bezos und Musk verdeutlicht das wachsende Interesse an der privaten Raumfahrt und die damit verbundenen Möglichkeiten. Die "New Glenn" könnte für Blue Origin ein wichtiger Schritt sein, um im Wettbewerb mit SpaceX aufzuholen und den Markt der privaten Raumfahrt weiter zu diversifizieren.
Quellen: