Der südkoreanische Geheimdienst NIS geht davon aus, dass Nordkorea Truppen in den Ukraine-Krieg entsendet. Wie die Nachrichtenagentur Yonhap berichtet, soll es sich um die Entsendung von insgesamt 12.000 Soldaten handeln, darunter auch Spezialeinheiten. Der Einsatz der Truppen habe bereits begonnen. Eine offizielle Bestätigung südkoreanischer Behörden liegt bislang nicht vor. Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol teilte in einer Dringlichkeitssitzung mit Geheimdienst-, Militär- und Sicherheitsbeamten mit, man gehe davon aus, dass Nordkorea Truppen nach Russland entsandt habe. Man erkenne an, dass „die derzeitige Situation, in der die Annäherung zwischen Russland und Nordkorea über die Lieferung von Militärgütern hinaus zu einer tatsächlichen Entsendung von Truppen geführt hat, eine ernste Sicherheitsbedrohung nicht nur für unser Land, sondern auch für die internationale Gemeinschaft darstellt“, hieß es in einer Stellungnahme des Präsidentenbüros.
Die NATO konnte die Angaben zunächst nicht bestätigen. „Derzeit ist unsere offizielle Position, dass wir Berichte, laut denen Nordkoreaner aktiv als Soldaten am Kriegsgeschehen beteiligt sind, nicht bestätigen können“, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Diese Position könne sich aber noch ändern. Die NATO stehe im „engen Kontakt“ mit ihren Partnern, besonders mit Südkorea, um alle Informationen zu erhalten.
Die Ukraine forderte eine „sofortige und starke Reaktion“ ihrer Partner. Durch die Beteiligung Nordkoreas als „Kriegspartei (...) eskaliert Russland seine Aggression“, erklärte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba im Online-Dienst X. „Wir verlangen eine sofortige und deutliche Reaktion der euro-atlantischen Gemeinschaft und der Welt“, fügte Kuleba hinzu.
Nordkorea unterstützt den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bereits massiv mit Waffen und Munition. Einem Bericht des südkoreanischen Geheimdienstes zufolge liefert das international weitgehend isolierte Land vor allem Artilleriegeschosse und Kurzstreckenraketen.
In den letzten Monaten hatte Nordkorea seine militärische Kooperation mit Russland stark intensiviert. Erst im Juni unterzeichneten Moskau und Pjöngjang einen Vertrag über eine allumfassende strategische Zusammenarbeit, der auch einen gegenseitigen Beistand für den Fall eines Angriffs durch einen Drittstaat beinhaltet.
Beobachter gehen davon aus, dass Nordkorea im Gegenzug für die Entsendung von Soldaten wirtschaftliche und militärische Unterstützung von Russland erhält. Möglicherweise erhofft sich Pjöngjang auch, dass Russland seine schützende Hand über das Land hält, sollte es zu einem Krieg mit Südkorea oder den USA kommen.
Die Entsendung von nordkoreanischen Soldaten in die Ukraine ist ein weiterer Beleg für die zunehmende militärische Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea. Sie ist auch ein Zeichen dafür, dass Russland bereit ist, seine Beziehungen zu anderen Staaten zu vertiefen, die mit dem Westen über Kreuz liegen.
Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen die Entsendung der nordkoreanischen Soldaten auf den Kriegsverlauf in der Ukraine haben wird. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sie den Konflikt weiter eskalieren und die Spannungen zwischen Russland und dem Westen weiter verschärfen wird.
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