19.10.2024
Humanitäre Krise in Gaza Warum die Hilfe stockt

Unendlich viele Hindernisse: Warum so wenig Hilfe nach Gaza kommt

Hilfsorganisationen schlagen Alarm: Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist katastrophal. Millionen Menschen leiden unter den Folgen des Krieges, der Mangel an Nahrung, Wasser und medizinischer Versorgung ist verheerend. Doch während die Not immer größer wird, kommt die Hilfe nur schleppend voran. Warum ist das so? Wer trägt die Verantwortung für die Verzögerungen? Und welche Lösungsansätze gibt es?

Israel, das den Gazastreifen kontrolliert, beteuert immer wieder, dass es keine Beschränkungen für humanitäre Hilfsgüter gebe. So hatte Verteidigungsminister Yoav Gallant im Frühjahr angekündigt, Gaza mit Hilfe "fluten" zu wollen. Doch die Realität sieht anders aus, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet. Die Zahl der Hilfslieferungen, die den Gazastreifen erreichen, liegt weit unter den Zahlen vor Beginn des Krieges.

Tatsächlich gibt es zahlreiche Hürden, die die Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen erschweren. Ein zentrales Problem ist die Kontrolle der Hilfsgüter durch Israel. Um zu verhindern, dass die Hamas Material für militärische Zwecke erhält, werden alle Lieferungen genauestens geprüft.

Die Folge: Die Lieferungen verzögern sich, oft auf unbestimmte Zeit. Selbst Hilfsgüter wie Kinderspielzeug, Generatoren oder Krücken werden von Israel als sogenannte "Dual-Use-Güter" eingestuft und landen auf der Liste der verbotenen Gegenstände. Nach Angaben des Uno-Nothilfekoordinators Martin Griffiths habe Israel die Liste der verbotenen Güter sogar noch erweitert.

Ein weiteres Problem ist die angespannte Sicherheitslage im Norden des Gazastreifens. Hilfslieferungen, die auf dem Landweg in den Norden gelangen sollen, müssen das umkämpfte Gebiet im Süden durchqueren.

Die Folge: Viele Hilfsorganisationen haben ihre Lieferungen in den Norden aus Sicherheitsbedenken eingestellt. Sie können die Sicherheit ihrer Mitarbeiter nicht mehr gewährleisten, nachdem mehrere Lastwagen geplündert wurden und Fahrer teilweise unter Beschuss Hilfe verteilen mussten.

Doch nicht nur die Sicherheitslage und die israelischen Kontrollen erschweren die Hilfe für Gaza. Auch politische Gründe spielen eine Rolle. So blockieren israelische Aktivisten immer wieder Hilfslieferungen am Grenzübergang Kerem Shalom. Sie argumentieren, dass die Hilfsgüter nicht bei der Zivilbevölkerung ankommen, sondern in die Hände der Hamas fallen.

Die israelische Regierung scheint nicht gewillt, den Protesten in Kerem Shalom ein Ende zu setzen. Im Gegenteil: Es mehren sich die Hinweise, dass die derzeitige Regierung, an der auch rechtsextreme Minister beteiligt sind, die Ausweitung der Hilfslieferungen bewusst verhindert.

Die Regierung weiß, dass ihr Kurs in der Bevölkerung auf Zustimmung stößt. Laut einer Umfrage des Israel Democracy Institute lehnen 70 Prozent der jüdischen Israelis Hilfslieferungen nach Gaza ab.

Doch der internationale Druck auf Israel wächst. Die USA, die EU und zahlreiche weitere Staaten fordern, dass Israel die Blockade des Gazastreifens lockert und mehr humanitäre Hilfe zulässt.

Ob und wann die Menschen in Gaza die dringend benötigte Hilfe erhalten, ist derzeit völlig offen. Fest steht: Solange die Blockade andauert, wird sich die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen weiter zuspitzen.

Quellen:

  • https://www.faz.net/aktuell/politik/krieg-in-nahost/hunger-und-not-in-gaza-warum-so-wenig-hilfe-in-den-gazastreiten-kommt-110052896.html
  • https://www.nzz.ch/international/israel-deshalb-kommt-so-wenig-humanitaere-hilfe-nach-gaza-ld.1821181
Weitere
Artikel