Nach 22 Jahren der Enttäuschung hat der deutsche Bahnrad-Vierer der Männer wieder eine WM-Medaille errungen. Das Quartett, bestehend aus Benjamin Boos, Tim Torn Teutenberg, Ben Felix Jochum und Bruno Kessler, setzte sich im kleinen Finale der 4000-Meter-Mannschaftsverfolgung in der Ballerup Super Arena bei Kopenhagen gegen das japanische Team durch. Die Freude war riesig, als sie nach 3:52,707 Minuten die Ziellinie überquerten, besonders nachdem das japanische Team in der letzten Runde stürzte. „Wir hatten alle richtig Bock, die Medaille zu holen“, sagte Teutenberg, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. „Es gab schon ein wenig Druck, nachdem wir erfahren hatten, dass es 22 Jahre keine Medaille für den Vierer gab. Deshalb ist die Erleichterung und Freude natürlich jetzt richtig groß.“
Dieser Erfolg markiert die erste Medaille für den deutschen Vierer in dieser Disziplin seit dem Gewinn von WM-Silber im Jahr 2002, ebenfalls in Kopenhagen. Für den 20-jährigen Jochum, der bei der letzten deutschen Medaille noch gar nicht geboren war, ist der Sieg ein Zeichen für die Zukunft: „Es hätte nicht besser laufen können. Ich denke, dass uns diese Medaille langfristig pusht und auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in LA helfen wird.“
Doch damit nicht genug der Erfolge: Der deutsche Frauen-Vierer zeigte ebenfalls eine beeindruckende Leistung und sicherte sich die Silbermedaille. Lisa Klein, Franziska Brauße, Laura Süßemilch und Mieke Kröger mussten sich im Finale zwar der starken britischen Mannschaft geschlagen geben, konnten aber zuvor im Halbfinale den Rivalen Italien mit einer Zeit von 4:11,602 Minuten bezwingen. Im Finale fehlte dann, trotz eines Fahrerwechsels von Süßemilch zu Lena Charlotte Reißner, die Kraft für den Sieg.
Bundestrainer Sven Meyer zeigte sich erfreut über den unerwarteten Erfolg seiner Schützlinge: „Ich freue mich vor allem, dass unsere jungen Sportler wie Bruno Kessler und Ben Felix Jochum ihre Chance genutzt haben. Natürlich hatten wir auch ein bisschen das Glück auf unserer Seite, aber danach fragt später niemand mehr. Die lange Durststrecke ist beendet.“ Tatsächlich profitierte das deutsche Team vom Startverzicht des Olympiasiegers Australien und einem Sturz des Olympia-Dritten Italien in der ersten Runde.
Der Vierer war einst eine der erfolgreichsten Disziplinen im deutschen Bahnradsport. Fünf Olympiasiege und 16 Weltmeistertitel zeugen von der glorreichen Vergangenheit. Unvergessen bleibt der Olympiasieg in Sydney im Jahr 2000, als Robert Bartko und sein Team als erste die Vier-Minuten-Schallmauer durchbrachen. Doch ab 2002 begann der Stern des deutschen Vierers zu sinken. Teilweise verpasste man sogar die Qualifikation für die Olympischen Spiele, wie zuletzt in Paris. Die Bronzemedaille in Kopenhagen lässt nun auf eine neue Ära des Erfolgs hoffen.
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